Rezensionen von Fachbüchern

  • Daniel Deimel, Diana Moesgen, Henrike Schecke (Hrsg.)(2024): Soziale Arbeit in der Suchthilfe. Lehrbuch.1. Auflage, Psychiatrie Verlag GmbH, Köln 2024, 576 Seiten, ISBN 978-3-8252-6123-8, D: 40,00 EUR
    Volltext unter: https://www.socialnet.de/rezensionen/31481.php?key=OWJiMjBkZD
     
  • Anil Batra, Oliver Bilke-Hentsch (Hrsg.) (2023): Praxisbuch Sucht. Therapie der stoffgebundenen und Verhaltenssüchte im Jugend- und Erwachsenenalter. Georg Thieme Verlag (Stuttgart) 2022. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. 368 Seiten. ISBN 978-3-13-242937-6. D: 99,99 EUR, A: 102,80 EUR.
    Volltext unter: https://www.socialnet.de/rezensionen/29986.php
     
  • Nando Belardi: Supervision und Coaching für Soziale Arbeit, für Pflege, für Schule. Lambertus Verlag GmbH Marketing und Vertrieb (Freiburg) 2020. 288 Seiten. ISBN 978-3-7841-3104-7. 
    Volltext unter: .www.socialnet.de/rezensionen/27359.php
     
  • Angela Raab: Weißbuch Cannabis. Indikationen, Wirkungen, Risiken, Nebenwirkungen. MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (Berlin) 2016. 146 Seiten. ISBN 978-3-95466-291-3. D: 19,95 EUR, A: 20,50 EUR, CH: 24,00 sFr. 
    Volltext unter: www.socialnet.de/rezensionen/21293.php
     
  • Werner Gross: Was Sie schon immer über Sucht wissen wollten. Springer-Verlag (Berlin, Heidelberg, New York, Hongkong, London, Mailand, Paris, Tokio, Wien) 2016. 156 Seiten. ISBN 978-3-662-48326-8. D: 19,99 EUR, A: 20,55 EUR, CH: 25,00 sFr.
    Volltext unter: www.socialnet.de/rezensionen/20921.php
     
  • Frank Jacob, Gerrit Dworok (Hrsg.): Tabak und Gesellschaft. Vom braunen Gold zum sozialen Stigma. Wissen über Waren – Historische Studien zu Nahrungs- und Genussmitteln, BAND 11, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 406 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-8487-1628-9, 78,00 Euro Volltext unter: www.socialnet.de/rezensionen/20567.php
     
  • Viktoria Bergschmidt: Konstruktionen „verworfener“ Subjekte. Eine ethnografisch-diskursanalytische Untersuchung am Beispiel von Drogenabhängigen ohne deutschen Pass. Psychosozial-Verlag, 612 Seiten, ISBN 978-3-89379-2348-2, 24,90 Euro
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/17531.php
     
  • Jochen Gartz: Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel. MOBIWELL Verlag, Immenstadt 2014, 215 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-944887-07-4
    Volltext unter: Wasserstoffperoxid
  • Hans Oliva, Renate Walter-Hamann: Suchthilfe in Netzwerken. Praxishandbuch zu Strategie und Kooperation. Lampertus-Verlag, Freiburg im Breisgau 2013, 215 Seiten, mit CD, Paperback, ISBN 978-3-7841-2123-9, 21,90 Euro
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/15920.php
     
  • Ralf Gerlach, Heino Stöver (Hrsg.): Entkriminalisierung von Drogenkonsumenten – Legalisierung von Drogen. Fachhochschulverlag (Frankfurt am Main) 2012. 312 Seiten. ISBN 978-3-943787-03-0. 22,00 Euro
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/13608.php
     
  • Henning Schmidt-Semisch, Heino Stöver (Hrsg.): Saufen mit Sinn? Harm reduction beim Alkoholkonsum. Fachhochschulverlag (Frankfurt am Main) 2012. 282 Seiten. ISBN 978-3-940087-82-9. D, Reihe: Fachhochschulverlag - Band 35. 19,60 Euro
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/14310.php
     
  • Peter Richter: Über das Trinken. Goldmann Verlag / Verlagsgruppe Random House (München) 2011. 222 Seiten. ISBN 978-3-442-31202-3. D: 12,99 Euro, A: 13,40 Euro, CH: 22,90 sFr.
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/11407.php
     
  • Klaus Weber (Hrsg.): Sucht. texte kritische Psychologie 2, Argument Verlag, Hamburg 2011, 193 Seiten, ISBN 978-3-86754-806-9, 9,90 Euro
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/12849.php
     
  • Eidgenössische Kommission für Drogenfragen (EKDF) (Hrsg.): Drogenpolitik als Gesellschaftspolitik. Ein Rückblick auf dreißig Jahre Schweizer Drogenpolitik, 1981 - 2011 ; [Hommage à François van der Linde] = La poilitique drogue en tant que politique de société. Seismo-Verlag (Zürich) 2012. 155 Seiten. ISBN 978-3-03777-114-3
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/13386.php
     
  • Annika Hoffmann: Drogenkonsum und -kontrolle. Zur Etablierung eines sozialen Problems im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. VS Verlag für kritische Sozialarbeit, Springer Fachmedien Wiesbaden 2012, 331 Seiten, ISBN 978-53117994-0
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/13288.php
     
  • Albrecht Titus Wolff: Spritzen, Nadeln kostenlos, Kaffee 20 Cent! Spätdienst im Drogen-Konsumraum. Brandes & Apsel Verlag GmbH, literarisches Programm 157, Frankfurt 2012, 88 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-86099-927-1, 9,90 Euro
    http://www.socialnet.de/rezensionen/13577.php
     
  • Siegfried Fritzsche: Kein Zug nach Nirgendwo. Ist unstillbares Verlangen überwindbar? Centaurus Verlag & Media KG (Freiburg) 2010. 6. überarbeitete Auflage. 244 Seiten. ISBN 978-3-8255-0606-3. 15,90 Euro
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/10562.php
     
  • Renè Grummt, Peter Schruth, Titus Simon: Neue Fesseln der Jugendhilfe: Repressive Pädagogik. Historische Bezüge, rechtliche Grenzen und aktuelle Diskurse. Schneider Verlag Hohengehren GmbH, Baltmannsweiler 2010, 204 Seiten, ISBN 978-3-8340-0677-6
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/9338.php
     
  • Marc Fischer, Ute Antonia Lammel: Jugend und Sucht – Analysen und Auswege. Patientenprofile und Empfehlungen für die pädagogisch-therapeutische Behandlung in Psychiatrie und Jugendhilfe. Schriften der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Band 10, Verlag Barbara Budrich, Opladen & Farmington Hills, MI 2009, 166 Seiten, ISBN 987-3-938094-72-9, 16,90 Euro
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/7462.php
     
  • Judith Rosta, Manfred V. Singer: Über die Kunst des rechten Alkoholgenusses – eine kleine Kulturgeschichte des Alkohols. Unter Mitarbeit von Peter Feick. Shaker Verlag, Aachen 2008, 119 Seiten, ISBN 978-8322-7222-7
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/8840.php
     
  • Jutta Jacob, Heino Stöver (Hrsg.): Sucht und Männlichkeiten. Entwicklungen in Theorie und Praxis der Suchtarbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden) 2006. 194 Seiten. ISBN 3-531-14849-4. Reihe: Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung, Band 11. 29,90 Euro
    Volltext unter: http://www.socialnet.de/rezensionen/4175.php
     
  • Dieter Henkel, Uwe Zemlin (Hrsg.): Arbeitslosigkeit und Sucht. Ein Handbuch für Wissenschaft und Praxis, Fachhochschulverlag, Verlag für angewandte Wissenschaften, Band 21, Frankfurt/M. 2008, 575 Seiten, ISBN 978-3-936065-87-9
    http://www.socialnet.de/rezensionen/5915.php
     
  • Silke Birgitta Gahleitner, Connie Lee Gunderson (Hrsg.): Frauen – Trauma – Sucht. Neue Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen. Asanger Verlag GmbH Kröning, 182 Seiten, ISBN 978-3-89334-493-2, 24,90 Euro
    http://www.socialnet.de/rezensionen/6261.php

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Praxisbuch Sucht

Anil Batra, Oliver Bilke-Hentsch (Hrsg.) (2023): Praxisbuch Sucht. Therapie der stoffgebundenen und Verhaltenssüchte im Jugend- und Erwachsenenalter. Georg Thieme Verlag (Stuttgart) 2022. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. 368 Seiten. ISBN 978-3-13-242937-6. D: 99,99 EUR, A: 102,80 EUR.

Rezension
Prof. Dr. phil. habil. Gundula Barsch | Februar 2023

Thema und Entstehungshintergrund

Das vorgelegte Werk ist zehn Jahre nach seiner Ersterscheinung bereits die 3. Auflage dieses Fachbuches. Vorgelegt wird es von einem Herausgeberduo, das sich mit einer deutschen Kollegin und einem Schweizer Kollegen über Ländergrenzen hinweg gefunden hat und ganz offensichtlich miteinander verbunden ist durch Perspektive der Psychiatrie auf das Thema Abhängigkeit. Es versteht sich als ein Überblickswerk, in dem die wichtigsten und aktuellen Themen im Bereich von Suchtmedizin und Suchtpsychiatrie angesprochen werden. Dazu gehören auf der einen Seite Problembereiche, die durch soziale Entwicklungen im Umgang mit Substanzen, aber auch in Zusammenhang mit bestimmten Verhaltensmustern bisher so nicht drängend waren. Dazu gehören aber auch Verschiebungen, die durch eine Veränderung der diagnostischen Kriterien im ICD-11 und DSM-5 zustande kommen und bestimmen, was wann und in welchen Ausprägungen als die Krankheit Abhängigkeit bzw. Sucht verstanden und therapeutiisert werden soll. Am deutlichsten wird diese Entwicklung in Bezug auf diverse Verhaltensmuster, die nicht mit einem Substanzkonsum einhergehen, aber nunmehr als Sucht klassifiziert und entsprechend behandelt werden. Auf der anderen Seite gehört zu den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auch die Einführung digitaler Angebote in das ambulante und stationäre Versorgungssystem. Diese wurden mit den Coronamaßnahmen forciert etabliert und haben viele traditionelle Bereiche deutlich und nachhaltig verändert. Sie sind gekommen, um zu bleiben, brauchen aber den kritischen Blick darauf, wieweit damit tatsächlich ein Gewinn für die Patienten verbunden ist und nicht einfach nur dem hochgewuchteten Thema Digitalisierung gerecht werden. Das Buch hat den Anspruch, diesen vielgestaltigen Entwicklungen eine Bühne zu geben, weshalb sich die Herausgeber auf ein 39köpfiges Autorenkollegium gestützt haben, das in der Mehrheit auch neu für die Arbeit an diesem Fachbuch gewonnen werden konnte. Respekt vor dieser herausgeberischen Arbeit!

Inhalt

Das Buch ist in vier große Kapitel gegliedert. Diese widmen sich zunächst den theoretischen Modellen, die gegenwärtig das Verständnis von Abhängigkeit/Sucht erklären. In einem nächsten Kapitel geht es überblicksartig um psychotherapeutische Verfahren, die sich in der Suchtkrankenbehandlung etablieren konnten. Diese werden in einem nächsten Kapitel auf die Besonderheiten bezogen, die die therapeutische Arbeit mit Konsumenten höchst unterschiedlicher psychoaktiver Substanzen haben sollte. In dem abschließenden vierten Kapitel wird dargestellt, welche therapeutischen Herausforderungen zu meistern sind, wenn es um diverse sogenannte stoffungebundene Süchte geht. Alle Unterkapitel halten sich in etwa an einen Umfang von ca. zehn Seiten, wodurch es dem Leser leicht wird, sich schnell und fokussiert einen Überblick über die einzelnen Spezialthemen zu verschaffen.

Gestartet wird mit einer Vorstellung verschiedener diagnostischer Inventare, durch die der alte Begriff Sucht verlassen und als substanzbezogene Störung annonciert wird. Ergänzt wird dies durch die Einordnung der diagnostischen Verfahren in die Leitlinien-Diskussion der evidenzbasierten Medizin. So wird klarer, wie und warum zu welchen Einschätzungen gefunden wird. Hervorhebenswert ist das Bemühen der Autoren, immer wieder auf die Komplexität biopsychosozialer Dimensionen des Themas Abhängigkeit zu verweisen und die Mahnung, bei allem Bemühen um Standardisierung und Einschränkungen subjektiver Bewertungsspielräume die Besonderheiten des individuellen Einzelfalls im Auge zu behalten.

Es schließen sich Darstellungen biologischer Erklärungsmodelle von Abhängigkeit an, die sich entlang von Genetik, Neurologie und hirnorganischen Veränderungen sowie Umwelt bewegen. Deutlich wird, dass nach wie vor kein schlüssiges Erklärungsmodell zur Entwicklung von Abhängigkeit entwickelt werden konnte. Dies lässt sich auch nicht mit dem Verweis auf ein multivariates Geschehen ausräumen. Das erste Kapitel schließt mit einer dezidierten Auseinandersetzung mit Motivationsentwicklungen ab und skizziert zudem, wie die systemische Arbeit in Theorie und Praxis auch im Bereich der Suchtkrankenhilfe ankommt.

Das zweite große Kapitel stellt diverse psychotherapeutische Behandlungsverfahren vor. Die skizzierte Palette reicht von Psychoedukation, in die auch schon existierende digitale Angebote eingeordnet wurden, über Motivierende Gesprächsführung, kognitive Therapie, Cognitive Bias Modifikation, Dritte-Welle-Verfahren vor allem in Zusammenhang mit einer Rückfallprävention, dialektisch-behaviorale Therapien und verschiedene psychodynamisch orientierte Therapieformen bis hin zu multidimensionaler Familientherapie, Angehörigenarbeit mit Paar- und Familientherapie und Community Reinforcement. Alle diese Ansätze werden vorgestellt, indem zunächst eine Einordnung der Leitideen dieser Therapien vorgenommen wird, ein kurzer Abriss zu den Verfahren an sich gegeben und deren Eignung für bestimmte Themen/Personen/Problemlagen skizziert wird. Abgerundet werden die jeweiligen Themen durch eine Verortung des Stellenwerts der jeweils skizzierten Ansätze in einem Therapiekanon und durch eine Einschätzung der Wirksamkeit.  Auf diese Weise entsteht ein guter Überblick über die jeweiligen Verfahren. Diese Übersicht fordert  allerdings auf, sich im Fall der Anwendung in der Praxis intensiver mit den jeweiligen Methoden auseinanderzusetzen.

Das dritte große Kapitel stellt therapeutische Besonderheiten vor, die sich aus problematischen Konsumformen sehr unterschiedlicher psychoaktiver Substanzen ergeben. Ausgangspunkt sind immer die Pharmakologie der Substanz und die sich daraus ergebenden Wirkungen, für die die Risiken einer Abhängigkeitsentwicklung umrissen und Besonderheiten der Behandlungsformen dargestellt werden. Auf diese Weise ergibt sich auch in diesem Kapitel ein schneller Überblick über eine breite Palette von Konsumformen. Dazu gehören Alkohol, Tabak, Cannabis, Opiate und Opioide, Kokain, Amphetamine und Methamphetamine, Extasy, Sedative und Hypnotika, Biodrogen, GBA, GHB, neue synthetische und Party-Drogen sowie das Phänomen der Politoxikologie. Eine Einordnung des Konsums dieser Substanzen in bestimmte soziale Bezüge hätte das Gesamtbild bereichert. Gerade die jeweiligen drogenkulturelle Rahmenbedingungen werden zu zentralen Dimensionen, die mit ihren Deutungsbildern und Drogensozialisationspraktiken auf die Ausprägung und Entwicklung von Konsummustern einen deutlichen Einfluss nehmen.

Das Werk schließt mit einer Darstellung problematischer Verhaltensstile, für die sich derweil die Lesart „stoffungebundene Abhängigkeit“ eingebürgert hat. Für die systematische Abarbeitung der zentralen Informationen wird ebenfalls das Schema der stoffgebundenen Abhängigkeit genutzt. Auf diese Weise ergibt sich schließlich auch zu diesen Phänomenen ein guter Überblick, der natürlich eine vertiefende Beschäftigung einfordert, wenn im therapeutischen Alltag z. B. Spielsucht, Computer- und Internetsucht, suchtartiges Kaufverhalten, exzessives Sexualverhalten, Sportsucht oder Arbeitssucht zu einem Schwerpunkt werden.

Diskussion

Das Buch beeindruckt, weil auf 360 Seiten eine große Dichte unterschiedlicher Themen rund um Abhängigkeit zusammengestellt wurde. Es ist damit gelungen, einen umfassenden Überblick über Diagnostik, Erklärungsmodelle von Abhängigkeit und wichtige allgemeine therapeutische Methoden vorzustellen. Diesen allgemeinen Darstellungen folgt die Konkretisierung für die unmittelbare Praxis einzelner Problemlagen. Dabei wird sowohl in Bezug auf die stoffgebundenen als auch mit Blick auf die als Verhaltenssüchte gelesenen problematischen Verhaltensweisen ein großes Spektrum an vorgestellt. Merksätze, Fallbeispiele, Zusammenfassung und herausgehobene spezielle Hinweise erleichtern zudem, wesentliches im Blick zu behalten. Mit dieser Anlage gelingt es, für alle im Bereich der Suchtmedizin und Suchtpsychiatrie Beschäftigten einen guten Überblick über den aktuellen Wissensstand und die Themen der praktischen Behandlung zu geben. Leider fehlen alle Hinweise auf Angebote, die die Selbststeuerungsfähigkeit der Patienten wieder herstellen wollen, z. B. KISS „Kompetenz im selbstbestimmten Substanzkonsum) und kontrolliertes Trinken oder Substitution, die in Deutschland zu der umfänglichsten Behandlungsart bei Opiatabhängigkeit geworden ist. Wohl auch deshalb kommen Apps, die über Self-Tracking das Bemühen der Patienten um Selbstermächtigung durch Selbsterkenntnis unterstützen wollen (z. B. Checkpoint-C und Checkpoint-S) nicht in den Blick.  Auch wenn mit dem Hinweis auf die Bezüge zwischen Entwicklungsaufgaben der Lebensalter und Abhängigkeit in erfreulicher Weise soziale Bezüge in die Betrachtung des Gesamtgeschehens einbezogen werden, hätte man sich eine stärkere Darstellung z. B. der drogenkulturellen Bezüge und deren Potenzial für die Prävention problematischen Drogenkonsums gewünscht. Schon der Blick auf die Unterschiede zwischen Exstasy und Heroin lässt erahnen, dass von Drogenszenebezügen durchaus positive Impulse ausgehen können, die es anzuerkennen und zu fördern gilt.

Fazit

Das vorgelegte Werk ist ein profunder Wissensschatz für professionell in der Suchtkrankenbehandlung Tätige. Die Tatsache, dass es kostenfrei auch im Internet abgerufen werden kann,  ist ein freundlicher Zugewinn für alle, für die der Preis des Fachbuchs eine Hürde sein könnte – in diesem Sinne ist der Zugang dazu erfreulich niedrigschwellig.  

Rezensentin
Prof. Dr. phil. habil. Gundula Barsch
E-Mail: gundula.barsch@hs-merseburg.de

 

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