Andreas Mauder

Alumnus der ersten Stunde berichtet

Andreas Mauder - Alumnus der ersten Stunde - berichtet über sein Studium und welche Erinnerungen an seine Studienzeit hängen geblieben sind. Er hat von 1991 bis 1995 in Merseburg Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet heute als Steuerberater in Merseburg.

 

Herr Mauder, Sie haben Ihr Studium an der Technischen Hochschule „Carl Schorlemmer“ Leuna-Merseburg im Jahr 1991 angefangen und haben es dann an der FH Merseburg fortgesetzt.
 

Wie haben Sie den Übergang von der TH zur FH erlebt und wie war das Studium Anfang der 90er Jahre?

Wir waren in unserem 1. Studienjahr an der damaligen TH eine Vielzahl an Studierenden. Man sagte uns, dass BWL immer gebraucht wird in der Wirtschaft und man sich später auch noch spezialisieren kann. Die Hörsäle waren sehr voll. Die Situation schien für mich als ganz jungen Studenten für damalige Verhältnisse schon etwas verwirrend und war komplettes Neuland: für Kurse und Vorlesungen einschreiben, Scheine vorweisen usw. Mit der Gründung der Fachhochschule Merseburg 1992 hatten wir eigentlich erwartet, dass wir als Seminargruppe mehr als Schulklasse fungieren, einen Vorlesungsplan vorgegeben bekommen und das Studium dadurch strukturierter wird. So war es aber nicht.

Neben dem Studium wurde ich dann auch als studentischer Vertreter zum Mitglied der Gründungskommission des Fachbereiches Wirtschaftswissenschaften benannt.

 

Wie ist es denn zur Mitarbeit in der Gründungskommission gekommen? Mit welchen Aufgaben war die Gründungskommission vertraut? Wie haben Sie die Zeit in Erinnerung?

Unser damaliger Dekan Prof. Fischer hat in der Seminargruppe gefragt, wer es machen möchte. Da sich aber keiner gemeldet hat, wurde festgelegt, dass es der Jüngste machen soll. Mein Freund „Arne“ ist zwar noch jünger als ich, aber da ich bei dem Treffen nicht dabei war und nicht darauf hinweisen konnte, wurde ich als Mitglied der Gründungskommission berufen.  

Die Kommission war mit Professoren und Mitgliedern besetzt, die aus der Wirtschaft kamen. Meine Aufgabe bestand darin, in den sog. Probevorlesungen der Professoren, die sich an der Hochschule auf eine Professur beworben haben, die Meinung der Studierenden einzuholen und diese dann der Kommission im Nachgang vorzustellen. Ich erinnere mich da an die Auswahlverfahren von Prof. Wolfgang Söhnchen, Prof. Dr. Barbara Streit oder auch Prof. Dr. Rudolf Mohr. An alle Berufungen kann ich mich nicht mehr erinnern.


Was hat damals den Ausschlag für ein Studium in Merseburg gegeben?

In der Zeit vor der Wiedervereinigung wollte ich Polytechniklehrer werden. Dazu wurde ich gleich nach der 10. Klasse an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt immatrikuliert und war mit 16 Jahren schon Student im sog. Vorkurs Poly. In einem Jahr habe ich da ein Abitur abgelegt, welches mich befähigt hat, in bestimmten Fächern an einer Uni oder Hochschule studieren zu können. Da aber das Fach Polytechnik nach der Wiedervereinigung nicht mehr gelehrt wurde, habe ich dieses Studium gar nicht begonnen. Mein Vater hat dann in einer Zeitung von dem BWL-Studium in Merseburg gelesen und die Einschreibung dort vorgeschlagen. Unsere „Westverwandtschaft“ hat mir dann auch empfohlen, dies zu tun, und so ging ich mit vier Freunden von Erfurt nach Merseburg.


Welche besondere Erinnerung verbinden Sie mit ihrer Studienzeit an der Hochschule Merseburg?

Selbstverständlich und vordergründig an die Studentenklubs, an den legendären Studentenfasching und beispielsweise an die Immatrikulationsfeier in der Mensa.

Zudem erinnere ich mich gern an die Situation der schulklassenähnlichen Lehre, die mir als jungen Menschen gutgetan hat. Wir haben viele Freundschaften geschlossen, die bis heute noch halten und auch gepflegt werden. Inzwischen sind unsere Kinder schon wieder miteinander befreundet.

Außerdem ist die Fachhochschule für mich der Beginn meiner beruflichen Laufbahn und hat den Grundstein für meine heutige Tätigkeit als Steuerberater gelegt.

 

 

Würden Sie sich heute noch einmal für den gleichen Studiengang entscheiden?

Ja, ich würde es immer wieder so tun, wie ich es seiner Zeit gewählt habe, unbedingt.


Was haben Sie vom Studium fürs Leben danach gelernt und mitgenommen?

Im Studium habe ich gelernt, Dinge selbst zu erarbeiten und einen Einblick in die Fächer, die in der Wirtschaft relevant sind, zu erhalten. Noch heute zitiere ich manchmal Inhalte, an die ich mich vom Studium her erinnere. Mir fällt da gerade die „Elastizität des Preises“ ein. In meinem heutigen Beruf als Steuerberater weiß ich allerdings, dass wir diese fachlichen Dinge nur angekratzt haben. Durch das verpflichtende Praxissemester zur Erlangung des Vordiploms habe ich aber schon die Verbindungen zwischen Praxis und Theorie begriffen. Das Praxissemester in einem Steuerbüro (mein späterer erster Arbeitgeber) hat sich für mich sehr positiv ausgewirkt. Ich habe dadurch die ersten praktischen Fähigkeiten zur Erstellung von Finanzbuchhaltungen erlernt.


Wohin hat Sie das Leben nach dem Studium verschlagen?

Wie das Leben so spielt…. Ich komme aus dem Südharz, aus Ellrich. Nach dem Studium bin ich zur Steuerberatungsgesellschaft ETL Freund & Partner nach Nordhausen gegangen. Da ich hier auch mein Praxissemester absolviert hatte, hat mein damaliger Chef mir gesagt, dass ich mich dort mal zum Steuerberater entwickeln kann. So war der Plan.

Mit persönlichen Umständen verbunden, kam die ETL RUB Steuerberatungsgesellschaft in Merseburg ins Gespräch. Es wurde ein Mitarbeiter für den Bereich Jahresabschluss gesucht und mein Chef hat mich der Chefin in Merseburg empfohlen. Nach 3 Tagen Probearbeit habe ich dann tatsächlich 1998 in Merseburg angefangen zu arbeiten. Vorerst habe ich in Brehna und Wolfen gewohnt, bis sich die Tochter meiner Chefin mich „geangelt“ hat und so wurde also meine Chefin auch meine Schwiegermutter. Vorher jedoch habe ich auch da die Unterstützung zum Absolvieren des Steuerberaterexamens erhalten, was ich zum Glück im ersten Anlauf geschafft habe.

 

Andreas Mauder zusammen mit seiner Tochter Annabell, die im WS 2022/23 auch ein Studium an der Hochschule Merseburg aufgenommen hat. Fotos: privat

Was würden Sie unseren Studierenden im Allgemeinen gerne mit auf den Weg geben? Und was sind Ihre drei Tipps für unsere Studierenden?

  • Genießt das Studentenleben. Es ist der schönste Teil der Jugend! Studiert nicht nur, seid auch Studenten!
  • Lernt dabei Fähigkeiten zur sozialen Kompetenz, zur Gesprächsführung und wie man sich Wissen aneignet, von dem man noch keine Ahnung hat.
  • Viele Inhalte aus dem Studium braucht man nie wieder, aber es ist gut, sie wenigstens einordnen zu können und einen Überblick zu bekommen. Im Job später lernt man dann, die vermittelten Kenntnisse anzuwenden. Übrigens hat meine Tochter Annabell im WS 2022/2023 auch ein Studium an der Hochschule Merseburg aufgenommen. Die o.g. Tipps muss ich ihr noch mit auf dem Weg geben.


Ihre Tochter nimmt auch ein Studium an der Hochschule auf? Mussten Sie Überzeugungsarbeit für Merseburg leisten oder wollte sie von vornherein in Merseburg an der Hochschule studieren?

Ich freue mich natürlich darüber, dass sie sich 30 Jahre nach meiner Immatrikulation auch dort beworben hat und im Oktober 2022 im Merseburger Dom feierlich immatrikuliert wurde. Sie weiß natürlich, wo ich studiert habe und kennt schon einen Teil der Geschichten von damals. Den endgültigen Ausschlag für die Hochschule Merseburg hat der Hochschulinformationstag im letzten Jahr gegeben. Dort konnte sie den Campus aus studentischer Perspektive kennenlernen, mit Lehrkräften in Kontakt treten, sich inhaltlich zum BWL-Studium informieren und einen Einblick in die Hochschule insgesamt erhalten.


Welchen Studiengang hat sie denn gewählt?

Was für eine Frage?! BWL natürlich.
 

Die Studienzeit ist die beste Zeit des Lebens …

Als Steuerrechtler erhebe ich dagegen keinen Einspruch! Oben habe ich es schon selbst gesagt. Nehmt alle Veranstaltungen mit, die ihr könnt, insbesondere die, wo es nicht ums Lernen geht. Im Leben muss man sich Erinnerungen schaffen, davon zehrt man dann wahrscheinlich bis ins Alter. Wir genießen die Treffen mit den Freunden aus der Studienzeit sehr. Man kennt sich schon so lange, fährt immer noch gemeinsam in den Urlaub, zum Skifahren und feiert Geburtstage zusammen. Das hat bei mir das Studium auch mit sich gebracht - eine Erweiterung des ewigen Freundeskreises.
 

Was wünschen Sie der Hochschule Merseburg … ?

Ich wünsche „meiner“ Hochschule viele Studenten und gute Lehrkräfte.

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