Christian Zöllner

Ideen im Gepäck: Christian Zöllner berichtet von seinem Estland-Aufenthalt mit ERASMUS+

Dank ERASMUS+ können nicht nur Studierende, sondern auch Mitarbeitende der Hochschule Merseburg auf Auslandsreise gehen. Statt für einen Sprachkurs oder eine Staff Week entschied sich Christian Zöllner, Leiter der Abteilung Hochschulmarketing und Kommunikation, für sogenanntes „Job Shadowing“. Eine Woche lang nutzte er die Gelegenheit, Kolleg*innen der Universität Tartu – auf Estnisch Tartu Ulikool – über die Schulter zu schauen. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen.

 

Herr Zöllner, hat der ERASMUS-Aufenthalt an der Tartu Ülikool Ihren persönlichen Blick auf unsere Hochschule verändert?

Der Aufenthalt war vor allem im Hinblick auf den Bereich Hochschulmarketing und Kommunikation sehr interessant. Die Tartu Ülikool hat mit rund 13.000 Studierenden, über 3.500 Mitarbeitenden und über 20 Personen in der zentralen Marketing- und Kommunikationsabteilung plus dezentrale Akteur*innen ganz andere Voraussetzungen als wir. Ich habe in der Woche viel darüber gelernt, was an so einer großen Hochschule in puncto Kommunikation möglich oder sogar selbstverständlich ist. Für einige Herausforderungen, mit denen wir heute noch kämpfen, haben die Kolleg*innen dort schon Lösungen gefunden. 
 

Können Sie ein Beispiel mit uns teilen?

Nehmen wir z. B. das Stichwort Intranet. In Tartu ist das Intranet der Hochschule nicht nur eine  Plattform für interne News, sondern ein Cockpit für alle Mitarbeitenden, in dem Verwaltungsprozesse einsehbar sind: Weiterbildungen, Urlaub, Beschaffungsanträge. Sogar die Geburtstage der Kolleg*innen werden dort angezeigt. Der Anreiz, das Intranet aktiv zu nutzen, ist für die Mitarbeitenden extrem hoch, weil sie alle wichtigen Informationen dort finden. Die Digitalisierung ist an der Tartu Ulikool generell vergleichsweise weit fortgeschritten.
 

Wie sind Sie in Ihre ERASMUS-Woche gestartet?

Mithilfe der Kolleg*innen aus dem International Office der Hochschule Merseburg war die Woche sehr gut vorbereitet. Einige Tage vor meiner Ankunft erhielt ich einen Wochenplan vom Marketing-Leiter der Tartu Ülikool.

 

Vor Ort konnte ich dann aber auch noch einige eigene Ideen und Wünsche einbringen. Über die ganze Woche hatte ich dann Gelegenheit, den verschiedenen Expert*innen im Bereich Kommunikation über die Schulter zu schauen und Fragen zu stellen.
 

Was hat Sie besonders beeindruckt?

Besonders beeindruckt hat mich das sogenannte Delta-Center der Hochschule, ein interdisziplinäres Innovationszentrum, das sich zum einen durch seine preisgekrönte Architektur, aber auch durch einen besonders hohen Grad an Digitalisierung auszeichnet. Durch die innovative Raumgestaltung ist der Brückenschlag zwischen individueller Arbeit und Gruppentreffen im Delta-Center perfekt gelungen. Ein anderer Aspekt, der mich beeindruckt hat, ist die Flexibilität in der Organisationsstruktur an der Tartu Ülikool. Bei uns bedeuten Strukturänderungen immer einen Kraftaufwand. An der Universität von Tartu funktionieren sie viel einfacher, sodass schnell auf neue Anforderungen reagiert werden kann.

 

Wie möchten Sie die gewonnen Erfahrungen im Alltag nutzen?

Ich habe mich bereits mit dem Rektor über einige Erfahrungen ausgetauscht. Zudem gebe ich die Anregungen von unseren estnischen Kolleg*innen an die jeweils zuständigen Mitarbeitenden in  meinem Merseburger Team weiter. 
 

Welchen Eindruck hatten Sie von der Stadt Tartu und ihren Menschen?

Tartu ist durch und durch eine Studentenstadt. Die Studierenden sind im Stadtbild sehr präsent. Vor dem Rathaus steht eine Brunnen-Statue von zwei küssenden Studierenden – eines der wichtigsten Wahrzeichen von Tartu. Die Bedeutung der Universität für die Stadt ist enorm. Und die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Uni funktioniert hervorragend. Man muss aber dazu sagen, dass es die Hochschule dort auch schon seit 1632 gibt. Die Esten habe ich als eher zurückhaltend, aber sehr freundlich, ehrlich und offen erlebt. Der Umgang miteinander ist entspannt, ein „Du“ wird fast schon vorausgesetzt.

 

Was war für Sie der Höhepunkt der Woche?

Höhepunkte waren für mich die persönlichen Momente mit den Kolleg*innen vor Ort. Wir sind gemeinsam ausgegangen und ein Kollege hat mich sogar zu sich nach Hause eingeladen. Ähnlich wie in Finnland gibt es in Estland eine Sauna-Kultur, mitunter spricht man sogar von „Sauna-Diplomatie“. Ich kam also nicht umhin, mit dem Kollegen gemeinsam in der heimischen Sauna zu schwitzen. Wenn das kein interkultureller Austausch ist!
 

Das klingt wirklich witzig! Also, würden Sie Job Shadowing mit ERASMUS+ definitiv weiterempfehlen?

Ja! Das ist einfach eine tolle Gelegenheit, andere Strukturen, Menschen und Kulturen  kennenzulernen. Ich finde Erasmus+ klasse, weil es den europäischen Gedanken fördert. Beruflich und persönlich ist immer gut, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Und mal wieder eine Woche Englisch zu sprechen, hat auch Spaß gemacht. Das vermisse ich schon.

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