Dr. Karen Ranft

Dr. Karen Ranft führt als Kanzlerin die Geschäfte der Verwaltung der Hochschule Merseburg. Sie ist Beauftragte für den Haushalt und verantwortet die Wirtschafts- und Personalverwaltung. Als Kanzlerin ist sie Dienstvorgesetzte des Verwaltungspersonals und des wissenschaftsunterstützenden Personals der Hochschule. Im Gespräch im Rahmen des 30-jährigen Hochschuljubiläums haben wir mit ihr über die Campusentwicklung gesprochen, die Themen Nachhaltigkeit und Arbeitgeberattraktivität in den Blick genommen und unser 30-jähriges Jubiläum thematisiert.

 

Studierende wünschen sich neben den klassischen Formen des Lehrens und Lernens auch zeitgemäßere Lern-, Arbeits- und Aufenthaltsräume. Dessen ist sich auch die Hochschule Merseburg bewusst und plant 2022 eine Reihe von ersten Maßnahmen, um die Campusentwicklung auch im Jubiläumsjahr „30 Jahre Hochschule Merseburg“ voranzutreiben.
Frau Dr. Ranft, können Sie schon sagen, was in diesem Jahr an Baumaßnahmen fest geplant ist?

In diesem Jahr haben wir uns die Umsetzung der "Grünen Klassenzimmer“ fest vorgenommen. Die Baugenehmigungen sind beantragt, sollten nicht mehr lange auf sich warten lassen, sodass die Grünen Klassenzimmer den Studierenden so schnell wie möglich zur Verfügung gestellt werden können. Unser Ziel ist es, in den nächsten Monaten mind. zwei und max. drei „Grüne Klassenzimmer“ über das Gelände verteilt aufzustellen, abhängig von der Baukostenentwicklung.

Ob in Zukunft noch mehr dazukommen, hängt von der Finanzierung und dem Nutzungsinteresse der Hochschulangehörigen ab.

 

Grüne Klassenzimmer hören sich vielversprechend an, aber was kann man sich darunter eigentlich vorstellen?

Der Unterricht im Freien ist eine besondere Erfahrung. Eine Vielzahl von Sinneseindrücken können den Unterricht bereichern, die Konzentration fördern, das Lernklima stärken und zu einem besonderen Lernerlebnis werden. Sich beim Lernen und Denken zu bewegen, steigert wissenschaftlich nachgewiesen den Lernerfolg. Dazu sollen die Grünen Klassenzimmer ihren Beitrag leisten. Alle drei werden sich rein optisch gesehen und von der Nutzungsart voneinander unterscheiden. Offen stehen sie allen Studierenden für Seminare und Vorlesungen, aber sie laden auch zum Verweilen und zum Chillen ein. Da ein Buchungssystem derzeit nicht vorgesehen ist, können sie aber letztendlich von allen Hochschulangehörigen oder Besuchern genutzt werden.

Daneben wollen wir in diesem Jahr mit der Umgestaltung des Bibliotheksfoyers beginnen. Für unsere Studierenden brauchen wir mehr Begegnungs-, Lern- und Ruhepunkte im öffentlichen Raum. Es kann nicht sein, dass Stühle und Tische hin- und hergeschoben werden und auf dem Boden gesessen werden muss. Dazu braucht es Alternativen und Lösungen, um die Aufenthaltsqualität und Attraktivität insgesamt zu erhöhen. Die Studierenden sollen sich vor Ort wohlfühlen und Lust haben, Zeit auf dem Campus zu verbringen. Unsere Aufgabe als Hochschule ist es, neben hervorragender praxisorientierter Lehre auch die baulichen Gegebenheiten stetig zu verbessern und das gehen wir an.

Zudem schließen wir 2022 u. a. den WLAN-Ausbau im Innenbereich ab und schauen uns den Außenbereich an. Zusätzlich sollen der flächendeckende Einbau des elektronischen Schließsystems finalisiert sowie das Seminargebäude aus energetischer Sicht saniert und in der Hochschulbibliothek eine Wärmerückgewinnungsanlage installiert werden.

 

Neben der Campusentwicklung spielt an der Hochschule Merseburg das Thema Nachhaltigkeit eine nicht zu unterschätzende Rolle. Haben wir als Hochschule beim Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren Fortschritte gemacht? Was können wir als Hochschule machen?

Also, wir sind immer noch in der Startphase, das muss man ganz klar festhalten. Nichtsdestotrotz nimmt das Thema Nachhaltigkeit langsam Fahrt auf.  Nachhaltigkeit hat neben Klimaschutz viele Facetten, und ich orientiere mich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Da spielen auch Themen wie soziale Verträglichkeit, gesellschaftlicher Wandel oder die Dauerhaftigkeit von Stellen eine Rolle. Insofern ist Klimaschutz nur ein Teilaspekt des immens wichtigen Themas Nachhaltigkeit.

Mit dem Projekt Klimaschutzmanagement wollen wir Verbesserungen zum Klimaschutz erarbeiten und soweit als möglich umsetzen. Diesbezüglich sind wir gerade dabei, den Ist-Zustand zu analysieren und die Hochschulangehörigen mit einzubeziehen. Am Ende können wir als Hochschulleitung Rahmenbedingungen oder Anreize schaffen – und das machen wir auch – aber letztendlich muss jede*r Einzelne seinen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit leisten. Das funktioniert z.B. durch Aufklärung, durch das Aufzeigen von Lösungen und den damit verbundenen Vorteilen.

 

Wo können wir bestimmte Hebel ansetzen, was lässt sich vergleichsweise leicht umsetzen?

Wie bereits angeklungen, ist das Verhalten der Menschen und die Frage, wie wir mit den Ressourcen umgehen extrem wichtig. Das betrifft im Hochschulkontext beispielsweise den Heizungs- und Energieverbrauch in den Büros, die Mülltrennung, den Austausch von Halogenlampen gegen LEDs und das Thema Wasserverbrauch. Die Punkte lassen sich teilweise mit einfachen Maßnahmen oder individuellen Verhaltensänderungen des oder der Einzelnen beeinflussen.

Dazu kommen kostenintensive Maßnahmen, die oft gar nicht wahrgenommen werden. Die energetische Sanierung des Seminargebäudes wird weiter vorangetrieben und die Nachrüstung der Klimatisierung und Wärmerückgewinnung in den Hörsälen 1 bis 5 steht kurz vor dem Abschluss. Auch in diesem Bereich tut sich etwas, und es wird viel Geld investiert.

 

Für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen ist es wichtiger denn je, für Mitarbeitende attraktiv zu bleiben und neue qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Die Hochschule Merseburg muss sich dem Wettbewerb um kluge Köpfe stellen und sich als attraktive Arbeitgeberin präsentieren.
Wie ist die Hochschule Merseburg beim Thema Arbeitgeberattraktivität aufgestellt und an welchen Stellschrauben können Sie als Leiterin der Verwaltung drehen, um neue Mitarbeitende für den Standort zu gewinnen?

Im Grundsatz ist der öffentliche Dienst bis heute ein attraktiver Arbeitgeber, weil er einfach nicht so inflationsabhängig ist. Das hat sich auch wieder während Corona gezeigt. Wir haben als Hochschule den großen Vorteil, dass den Hochschulangehörigen viel angeboten wird: Gesundheitsmanagement, Hochschulsport mit Sportstätten direkt auf dem Campus, eine eigene Bibliothek, eine Mensa, ein Theater und eine Kita vor Ort, die allen Hochschulangehörigen offensteht. Von den Angeboten vor Ort profitieren Mitarbeitende und Studierende gleichermaßen.

Zudem sind meiner Meinung nach die flexiblen Arbeitszeitmodelle ein großer Pluspunkt. Damit schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Studium gelingen kann. Für die Work-Life-Balance ist auch die Gesundheit wichtig. Ausgehend vom Hochschulsport bieten wir allen Hochschulangehörigen diverse Kurse an, um sich körperlich auszupowern oder eher zu entspannen.

Ein weiterer Punkt, der mir wichtig ist, ist das Thema Gleichstellung. Da steckt durch unsere Gleichstellungsbeauftragte und durch verschiedene Projekte ungemein viel Power dahinter, die benötigt wird, um voranzukommen. Insgesamt bleiben Themen wie Gleichstellung, Integration, Diversität, Herkunft etc. Herausforderungen für die nächsten Jahre und werden uns an der Hochschule weiter umtreiben.

Unsere Anstrengungen in den Bereichen Vereinbarkeit, Arbeitszeitgestaltung, Betriebsklima, Gleichstellung sollen letzten Endes dazu führen, dass alle Hochschulangehörigen gerne herkommen und sich auf unserem Campus wohl- und wertgeschätzt fühlen. Die Bedingungen – losgelöst von der reinen Lehre – müssen einfach auch stimmen. Das ist mir ungemein wichtig und darauf arbeiten wir als Verwaltung mit hin.



Zum Schluss unseres Gespräches möchte ich natürlich auch auf unser 30-jähriges Hochschuljubiläum eingehen. Was hatten Sie, bevor Sie 2018 das Amt der Kanzlerin an der Hochschule Merseburg angetreten haben, für ein Bild von der Hochschule?

Was hatte ich für ein Bild? Erst mal ein bisschen Blackbox, weil ich mit den Gegebenheiten vor Ort nicht vertraut gewesen bin. Bevor ich in Merseburg angefangen habe, bin ich mit meinem Mann an der Hochschule und in der Stadt unterwegs gewesen und habe mich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut gemacht. Potenzial ist es gewesen, was mir als Erstes durch den Kopf gegangen ist. Mich hat unglaublich gereizt, dass noch nicht alles fertig ist und die Hochschule und der Campus viel Entwicklungspotential mit sich bringen. Jetzt geht es darum, das zweifelsohne vorhandene Potential zu heben und mit Leben zu füllen. Das macht mir bis heute unglaublich viel Freude, auch wenn es Kraft kostet und teilweise länger dauert als anfangs gedacht.

 

Was macht für Sie die Hochschule in der Region aus?

Enorm wichtig ist es, dass wir als Partner wahrgenommen werden. Unser Auftrag besteht darin, Fachkräfte für die Region auszubilden. Das wird oft ein bisschen unterschätzt, aber dafür sind wir als Hochschule letztendlich da. Menschen hervorragend auszubilden und ihnen den Übergang vom Studium in den Beruf so leicht wie möglich zu machen und dabei auf die regionalen Bedarfe Rücksicht zu nehmen. Damit schaffen wir es ja auch, die Unternehmen in der Region zu halten und für die Studierenden attraktive Arbeitgeber in der Region zu haben. Darauf müssen wir aufbauen und unsere Anstrengungen weiter intensivieren. Zugleich darf die internationale Komponente nicht vernachlässigt werden, denn hierbei eröffnen sich für uns neue Chancen und unsere Studierenden bekommen die Möglichkeit, andere Länder kennenzulernen und ihren Horizont zu erweitern. Dieses Zusammenspiel, dieser Spagat – zwischen regionalem Fokus und internationaler Ausrichtung – muss uns auch in Zukunft gut gelingen. Das ist einer der Pfeiler der Hochschule.

 

Was wünsche Sie der Hochschule Merseburg zum 30. Geburtstag?

Nach der extremen Pandemielage müssen wir es erst einmal wieder schaffen, uns vor Ort zu treffen und auszutauschen. Das ist in den zurückliegenden zwei Corona-Jahren einfach zu kurz gekommen. Ich wünsche der Hochschule viele engagierte Personen, die mithelfen, die Hochschule weiterzuentwickeln und voranzubringen. Im System Hochschule sind besonders die Mitarbeitenden und die Studierenden gefragt, sich einzubringen und ihre Ideen zu verwirklichen. Mein Wunsch: das Engagement vor Ort zu stärken und mehr Austausch und Leben an die Hochschule zu bringen.

 

 

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