„Ich möchte andere inspirieren“
Fernab der eigenen Heimat ein Studium zu absolvieren, ist eine echte Herausforderung – aber auch eine tolle Chance! Kevin Panchasara aus Indien schließt in diesem Jahr sein Masterstudium in Maschinenbau | Mechatronik | Physiktechnik an der Hochschule Merseburg ab. Im Interview berichtet er, wie er Hindernisse und Heimweh überwunden hat und warum er Studieninteressierten unsere Hochschule empfiehlt.
Text und Bild: Von Anne Schwerin
Kevin, wie kam es überhaupt dazu, dass du bei uns an der Hochschule Merseburg ein Bachelor-Studium aufgenommen hast?
Ich habe damals in Bonn gelebt und wollte unbedingt studieren. In Merseburg konnte ich direkt in einem Bachelor of Engineering speziell für ausländische Studierende starten, den es inzwischen nicht mehr gibt. Nach einem Jahr bin ich in den Bachelor Maschinenbau | Mechatronik | Physiktechnik gewechselt. Die Hochschule hat mich in dieser nicht ganz einfachen Phase zum Glück sehr unterstützt.
Das klingt nach einem etwas holprigen Start.
Ja, es war eine harte Zeit. Ich habe die Woche über studiert und versucht trotz meines Sprachdefizits irgendwie mitzuhalten. Besonders die Alltagssprache hat mir Probleme bereitet. Hinzu kam: Ich musste mein Studium von Anfang an selbst finanzieren. Am Wochenende konnte ich nicht meine freie Zeit genießen, sondern stand in der Küche eines Fastfood-Restaurants.
Ich habe mich damals richtig deprimiert gefühlt. Gleichzeitig hat mir das Studium aber auch unglaublich gut gefallen, deshalb habe ich meinem Bruder empfohlen, auch in Merseburg zu studieren. Inzwischen ist er schon im 5. Semester im Bachelor Maschinenbau. Wir wohnen gemeinsam in einer Wohnheim-WG auf dem Campus, was mich sehr glücklich macht.
Inzwischen stehst du kurz vor deinem Master-Abschluss und unterrichtest als Tutor im Bereich Strömungslehre andere Studierende. Wie kam es dazu?
Nachdem ich einmal aufgrund der Sprache durch eine Prüfung gefallen bin, habe ich mich richtig ins Zeug gelegt und alles aufgeholt! Dabei habe ich einen deutschen Kommilitonen um Unterstützung gebeten. Tatsächlich ist es mir gelungen, alle Kurse aus dem Master Maschinenbau | Mechatronik | Physiktechnik schon parallel zu meinen Bachelorkursen zu absolvieren. Dadurch muss ich jetzt nur noch die Masterarbeit schreiben. Ich denke, meinem Professor ist aufgefallen, mit wie viel Freude und Leidenschaft ich bei der Sache bin. Dank meines Jobs als Tutor muss ich nun nicht mehr ins Fastfood-Restaurant.
Im Vorfeld zu unserem Interview hast du uns berichtet, dass du deine Geschichte gern teilen würdest, um anderen Mut zu machen. Warum sollten junge Leute aus aller Welt bei uns in Merseburg studieren?
International gilt Deutschland als „Hub for Mechanical Engineering“. In Merseburg kommt hinzu: Das Studium ist kostenlos und die Lebenshaltungskosten sind vergleichsweise günstig. Während des Studiums habe ich sehr viel Unterstützung von der Hochschule erhalten. Das International Office war für uns da, z. B. wenn es Probleme mit der Ausländerbehörde gab. Eine Professorin hat mir ein Praktikum vermittelt. Es wurden tolle Ausflüge für uns organisiert und vieles mehr. Ich habe Freunde, die an größeren Hochschulen studieren und weiß, dass diese persönliche Betreuung nicht überall gegeben ist.
Wie geht es nach dem Studium für dich weiter. Du hast bestimmt schon gehört, dass man seit 2021 bei uns promovieren kann?
Ja, ob eine Promotion für mich in Frage kommt, ist noch nicht klar. Ich möchte aber definitiv in Deutschland bleiben. Die Arbeitsmöglichkeiten sind hier einfach besser. Ich hoffe darauf, eine Stelle in einem deutschen Unternehmen zu finden, das auch einen indischen Standort hat.
Vermisst du Indien sehr?
Oh ja! Ich war das letzte Mal vor drei Jahren in Indien. Corona hat es uns in dieser Hinsicht doppelt schwer gemacht. Unsere Mama ist in Indien allein. Kurz vor Weihnachten durfte sie uns nach mehreren Versuchen endlich in Merseburg besuchen kommen. Sie ist sehr stolz auf uns beide. Sie war diejenige, die uns in den schweren Zeiten geholfen hat, härter zu arbeiten. Leider muss sie bald wieder zurück. Ich habe gehofft, sie dauerhaft herholen zu können. Aber ein Zuzug aus Indien ist nicht ohne Weiteres möglich. Wenn ich jedoch eines an der Hochschule Merseburg gelernt habe, dann ist es: Nicht aufgeben! Es gibt immer Licht am Ende des Tunnels.