Kulturpädagogische und Künstlerische Projektarbeiten 2024

Kulturpädagogische und Künstlerische Projektarbeiten

Jährlich im Sommersemester präsentieren Studierende des sechsten Semesters Kultur- und Medienpädagogik (KMP) ihre Kulturpädagogischen und Künstlerischen Projektarbeiten. Dabei bedienen sie sich verschiedener Formate wie Theaterworkshops, Audiofeatures, Fotoausstellungen, Videos oder Hörspielen. Viele der Arbeiten versuchen damit persönliche Anliegen oder soziale, politische und gesellschaftliche Forderungen und Botschaften zu kommunizieren.

Unter strahlend blauem Himmel im „Grünen Seminarraum“der Hochschule Merseburg entsteht vor den Augen der Studierenden eine bewegende Momentaufnahme, geschaffen mithilfe einer Technik, die weit in die Ursprünge der Fotografie reicht, der Cyanotypie. Um Fotografie, Kunst und Momentaufnahmen geht es beim Projekt „Cyanotypie als künstlerische Ausdrucksform“ von Lena Reiss, welches Teil der Kulturpädagogischen und Künstlerischen Projektarbeiten des Bachelorstudiengangs KMP ist. Wir stellen stellvertretend drei Projekte der Studierenden vor.

 

"Cyanotypie als künstlerische Ausdrucksform“

 

Während ihres Praxissemesters in der Medienwerkstatt Leipzig lernte Lena Reiss die "integrative FotoAG" kennen. Schnell war ihr klar, dass sie einen medienpädagogischen Workshop mit den Mitgliedern der Foto-AG gestalten möchte. Einige von ihnen besuchen die Medienwerkstatt seit fast 30 Jahren und haben eine besondere Affinität zur analogen Fotografie. So entstand die Idee, ihnen die Technik der Cyanotypie näherzubringen – eine Technik, die die Anfänge der Fotografie aufgreift und ein altes fotografisches Edeldruckverfahren mit blauen Farbtönen ist.

Mit ihrem Workshop „Cyanotypie als künstlerische Ausdrucksform“ möchte Lena Menschen mit Beeinträchtigungen die Möglichkeit geben, Teil der Kunst- und Kulturszene zu sein. Ein Positionspapier der EUCREA (Verband Kunst und Behinderung) thematisiert die Problematik, dass kreative Menschen mit Beeinträchtigungen in kulturellen Einrichtungen kaum präsent sind. Durch die Schaffung eines geschützten Umfeldes, in dem sich die Teilnehmenden ohne gesellschaftlichen Druck mit Cyanotypie beschäftigen können, will sie zur Inklusion beitragen.

Vor ihrem Studium der Kultur- und Medienpädagogik absolvierte Lena eine Ausbildung zur „Gestalterin für visuelles Marketing“ und arbeitete in der Werbebranche. Mit gemischten Gefühlen startete sie ins Studium, doch schnell wurde ihr klar, dass dies der richtige Weg für sie ist. „Denn neben meiner Passion für die Fotografie hat mir mein Studium ermöglicht, aus meiner Komfortzone auszubrechen und mich mit neuen Themen, wie z. B. Theater oder Tanz auseinanderzusetzen. Das hat mir für meine Tätigkeit als Medienpädagogin und meinen weiteren Lebensweg ungemein geholfen“, so Lena.

Fazit und Ausblick

Lenas Projekt hat gezeigt, dass es möglich ist, Menschen mit Beeinträchtigungen aktiv in die Kunst- und Kulturszene einzubinden. In Zukunft möchte sie weiterhin inklusive Workshops anbieten, kreative Ausdrucksmöglichkeiten schaffen und dadurch Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Begabungen für Kunst und Fotografie begeistern.

 

 

"Cargo-Captures“

Hinter die Kulissen zu schauen, ist auch das Anliegen von Marlene Miska, die durch ihr Praktikum am DHL Hub in Leipzig - im Bereich HR E-Learning - auf die Idee gekommen ist, das Thema näher zu beleuchten. In ihrem Projekt stellt sie die Arbeitswelt des E-Learning Teams in einer fotografischen Dokumentation dar und geht dabei zusätzlich auf die industrielle Architektur des Hubs ein.

„Ich habe mich entschieden, das Thema fotografisch zu bearbeiten, weil Bilder eine starke, direkte Art der Kommunikation sind“, erklärt Marlene. Sie möchte den Betrachtenden so die Möglichkeit geben, in die Arbeitswelt des DHL Hubs einzutauchen, diese selbst zu erleben und die Menschen ins Rampenlicht rücken, die normalerweise nicht von der Kamera eingefangen werden.

Im Fokus steht bei ihrem Projekt die Transparenz der vielschichtigen Arbeit von Mitarbeitenden des DHL Hub in Leipzig. Besonders die Arbeit derer, die ansonsten hinter den Kulissen arbeiten. „Zudem möchte ich die industrielle Architektur des Hubs in meinen Fotografien festhalten und ein Bewusstsein für die Komplexität und Bedeutung solcher Arbeitsumgebungen schaffen“, führt sie weiter aus. Besonders spannend an ihrem Projekt war die Möglichkeit, Fotografien im Luftsicherheitsbereich machen, welcher normalerweise nur schwer zugänglich ist.

Während ihres Studiums hat Marlene gelernt, wie man visuelle Geschichten erzählen kann und dabei ihre Leidenschaft für die Fotografie entdeckt. Nach ihrem Bachelorabschluss möchte sie daher ihren Master in Kommunikations- und Medienwissenschaften machen. Als Ausgleich zum Studium engagiert sich Marlene als Rettungsschwimmerin bei der DLRG Leuna-Merseburg.

 

 

 

 

"ORGAniSM"

 

Einen anderen Blickwinkel möchte auch Hilke Nickel mit ihrem Projekt „ORGAniSM“ vermitteln. Sie hatte schon immer einen Blick fürs Detail und einen fantasievollen Umgang mit ihrer sie umgebenden Umwelt. Die Idee ihres Projektes, Pflanzen aus ungewohnten und intimen Perspektiven zu zeigen und mit einer Reflexion zum erotischen Empfinden zu verbinden, entstand im Alltag sowie bei der Auseinandersetzung mit dem Thema an sich. Ihr Ziel ist es, durch eine kreative Herangehensweise an das Thema pädagogische Inhalte zu vermitteln und eine Reflexion über gesellschaftliche Verhältnisse anzustoßen. „Damit möchte ich mit der Ausstellung einen kleinen Beitrag leisten“, so Hilke Nickel.

Zudem möchte sie aufzeigen, dass Kontexte, insbesondere erotische und sexistische, erheblichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung und unser Empfinden von Erotik haben. Gleichzeitig hebt sie hervor, dass diese Kontexte nicht die einzigen Faktoren sind, da wir als Individuen auch bewusste Entscheidungen treffen und eine Verantwortung für unser Handeln und unsere Wahrnehmung tragen.

„Für die Umsetzung habe ich bewusst die Fotografie gewählt, um die sinnlich-ästhetische Erfahrung als Zugang zum Thema zu nutzen. Die Fotos bieten Raum für Assoziationen und Fantasien, sie erlauben es, Parallelen zu menschlichen Körpern zu ziehen, ohne dabei verbreitete Schönheitsideale zu reproduzieren. Die fotografische Umsetzung ermöglichte mir, die Motive durch Lichtstimmung, Unschärfe, musikalische Begleitung, Perspektiven und kleine Details in eine (erotische) Szene zu setzen, was mir großen Spaß bereitete,“ führt sie weiter aus.

Am Bachelorstudium schätzt sie die Möglichkeit, sich in verschiedenen künstlerischen Sparten auszuprobieren, das gesellschaftskritische Grundverständnis sowie den respektvollen Umgang unter Studierenden und Dozierenden. Nach dem Abschluss möchte sie pädagogisch mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeiten.

Neben ihrem Studium engagiert sich Hilke ehrenamtlich in einem soziokulturellen Projekt und als Kickboxtrainerin für FLINTA.


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