Interview des Monats: Prof. Dr. Stefan Schwan
Stefan Schwan hat im Januar 2024 die Professur für Konstruktionstechnik an der Hochschule Merseburg übernommen. Davor hatte er sie über zwei Jahre vertretungsweise inne. Über seinen beruflichen Hintergrund, seine thematischen Schwerpunkte in Forschung und Lehre und darüber, was er Studierenden mit auf den Weg geben möchte, haben wir mit ihm im Interview gesprochen.
Herr Prof. Dr. Schwan, wo und was haben Sie studiert und zu welchem Thema promoviert?
Studiert habe ich Verfahrenstechnik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und am St. Petersburg State Institute of Technology. Meine Promotion habe ich an der MLU zum Thema: „Mechanische Bewertung der Kraftentwicklung von chemomechanischen Proteinen“ abgelegt.
Seit wann haben Sie die Professur an der HoMe inne?
Von September 2021 bis Ende 2023 hatte ich die Professur für Konstruktionstechnik vertretungsweise inne. Im Januar 2024 habe ich die Vollprofessur übernommen und bin seitdem Professor für Konstruktionstechnik.
Beruflicher Hintergrund?
Vor meiner Tätigkeit an der Hochschule Merseburg war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik Halle und später am Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen Halle (Umgruppierung des IWMH in IMWS 2016). Außerdem habe ich u. a. an der Ohio State University und am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gelehrt und geforscht.
Wo liegen Ihre thematischen Schwerpunkte und worauf legen Sie forschungsseitig Ihr Hauptaugenmerk?
Als Konstrukteur gilt es, Maschinen und Apparate so zu konstruieren, dass sie einwandfrei funktionieren und unter wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten einen Mehrwert bringen.
Persönlich faszinieren mich alle Konstruktionen des Chemieanlagenbaus und der Biomechanik.
Woran forschen Sie gerade?
Aktuell beschäftige ich mit den beiden Themen Modellierung und Konstruktion. Dabei geht es beispielsweise um die Optimierung und Weiterentwicklung von Fahrrädern, Ackerbaugeräten, um Fragen der Biomechanik in einer alternden Gesellschaft, um Dentalhaftcreme und um die Optimierung von Anlagen zur Abwasserreinigung und Methoden sowie Strategien des Reverse-Engineering. Mein Forschungsinteresse und die Themen, mit denen ich mich gegenwärtig auseinandersetze, sind also breit gestreut – sie haben aber immer die Verbesserung und Weiterentwicklung von Produkten, Maschinen und technischen Geräten im Blick.
Gibt es aktuell spezifische Projekte oder Entwicklungen auf die Sie sich besonders freuen?
Eine Freude ist mir, mich auf einige meiner „alten“ Themen, wie die Modellierung des Zähneputzens, ohne einen kommerziellen Druck konzentrieren zu können. Oder endlich einmal Zeit zu haben, Forschungsergebnisse zu veröffentlichen die schon seit Jahren fast fertig waren.
Was haben Sie sich vorgenommen?
Vorrangiges Ziel meiner Tätigkeit an der Hochschule ist eine möglichst gute und fundierte Grundlagenausbildung der Studierenden. Dies halte ich für das spätere Berufsleben besonders wichtig. Darüber hinaus möchte ich bereits im Bachelorstudium die Verwendung von verschiedener ingenieurtechnischer Software direkt mit einbinden, um die Studierenden möglichst realitätsnah auszubilden. Dies würde den Raum für möglichst anspruchsvolle Aufgabenstellungen schaffen, die die Kreativität der Studierenden fordert und fördert.
Ein weiteres Anliegen meinerseits ist es, junge Menschen für den Beruf des Ingenieurs zu begeistern. Themenstellungen, die den Bereich der Lebenswissenschaften mit dem des Engineerings miteinander verbinden, eigenen sich aus meiner Erfahrung besonders gut.
Was möchten Sie den Studierenden mit auf den Weg geben? Was ist Ihnen wichtig?
Wir leben in einer globalen Welt und das Pfund unserer Studierenden ist es, entgegen allen politischen Konventionen offen und frei an einem technischen Fortschritt zu arbeiten. Ein ingenieurwissenschaftliches Studium ist nicht immer einfach und erfordert Durchhaltevermögen und Eigenmotivation. Aber es ist eine lohnenswerte Investition in die Zukunft – persönlich und gesellschaftlich.
Hobbies und Interessen?
Radfahren und Langstreckenlauf helfen mir beim Abschalten und bringen mich auf andere Gedanken.