Stefan Rensch

Interview des Monats – Stefan Rensch ist seit Juni 2023 Referent des Forschungsschwerpunkts (FSP) "Digitaler Wandel"

Die Hochschule Merseburg versteht sich als Mitgestalter gesellschaftlicher Transformationsprozesse und Impulsgeber für die regionale Entwicklung. Hierzu bedarf es – neben Expertise und Engagement – auch der Bereitschaft zur Selbstreflexion und Anpassung an geänderte Bedingungen. Im Bereich Forschung und Transfer zeigt sich diese Wandlungsfähigkeit in der Einrichtung der beiden interdisziplinären und die regionalen Bedarfe adressierenden Forschungsschwerpunkte „Nachhaltige Prozesse“ und „Digitaler Wandel“.

Basierend auf diesen zwei Forschungsschwerpunkten, die ausgehend von der vorhandenen Expertise an der HoMe entstanden sind, werden Themenkomplexe aufgegriffen und visionär für die Zukunft weiterentwickelt.

Stefan Rensch ist seit Juni 2023 Referent des Forschungsschwerpunkts (FSP) "Digitaler Wandel". Um mehr über ihn, über konkrete Projekte und über Herausforderungen zu erfahren, haben wir uns mit ihm unterhalten.

 

Herr Rensch, bevor wir auf Inhalte zu sprechen kommen, würde ich mich freuen, wenn Sie uns zunächst ein wenig zu Ihrem beruflichen Hintergrund berichten könnten?

Nach meinem Biologiestudium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena war ich 5 Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bayreuth tätig. Danach war ich im Bereich Geoinformationssysteme und Agraranträge selbstständig. Die letzten 5 Jahre war ich Klimaschutzmanager der Stadt Mücheln (Geiseltal). In meiner kommunalen Tätigkeit war ich auch im Bereich IT und in der Forschung zur digitalen Stadtplanung in Kooperation mit der Hochschule Merseburg eingesetzt. Ich beschäftige mich also schon lange mit Digitalisierungsthemen und -trends sowie insbesondere mit Fragestellungen, wie diese in der Praxis umgesetzt werden können.

 

Ich freue mich darauf, mich in meiner neuen Rolle als Referent des FSP Digitaler Wandel nun ganz auf derartige Fragestellungen zu konzentrieren, Projekte mitzuentwickeln und idealerweise auch eigene Ideen umsetzen zu können.

 

„Digitaler Wandel“ hört sich erst einmal spannend an. Aber was charakterisiert den Forschungsschwerpunkt eigentlich und welche Themen fallen darunter?

Digitaler Wandel und digitale Transformation von Prozessen sind mittlerweile in allen Lebensbereichen angekommen. Nehmen wir als einfaches Beispiel nur mal die sozialen Medien. Sie sind im Alltag kaum noch wegzudenken und beeinflussen die Art und Weise der gesellschaftlichen Kommunikation. Gleichzeitig stehen unendlich viele Lifestyle-Apps und diverse Smart Home-Anwendungen zur Verfügung, die den Alltag erleichtern (sollen). Hinzu kommt, dass in so ziemlich allen Branchen die Arbeits- und Fertigungsprozesse digitalisiert und/oder automatisiert werden. Egal ob im Privaten oder Beruflichen – die digitale Transformation betrifft uns alle. Ausgangspunkt sind dabei immer Weiterentwicklungen im Bereich von Soft- und Hardware. Vor diesem Hintergrund umfassen unsere Forschungsschwerpunkte jeweils die drei Profillinien „Leben“, „Arbeit“ und „Technik“. Dabei sind die FSP aber grundsätzlich interdisziplinär und fachbereichsübergreifend angelegt. Ziel ist es, gemeinsame Projekte zu initiieren und durchzuführen, in denen die Fragestellungen möglichst aus technischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicht betrachtet werden.

 

Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?

Mir liegen die Sichtbarkeit und regionale Vernetzung besonders am Herzen. Natürlich gibt es Forschungsthemen, die sich für langjährige Projekte eignen, doch deckt sich dies erfahrungsgemäß in den meisten Fällen nicht mit den Bedarfen der Praxis. Hier geht es darum, konkrete Anpassungsprozesse durch niedrigschwellige Angebote in einem überschaubaren Zeitraum zu ermöglichen und dabei auch die Beschäftigten mitzunehmen. Ich denke dabei auch nicht nur an Unternehmen, sondern durchaus auch an die kommunale Verwaltung, wo ebenso entsprechende Bedarfe bei gleichzeitigem Fachkräftemangel bestehen. Mein Anspruch ist es daher, die Sichtbarkeit unserer Hochschule als Forschungs- und Transfereinrichtung im Allgemeinen und verlässliche Partnerin für Digitalisierungsprojekte im Besonderen zu erhöhen. Ich möchte damit dazu beitragen, die Hochschule als eine Art „Leuchtturm“ in der Region zu etablieren, der die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung durch den Wissenstransfer in die Bevölkerung bringt. Dabei möchte ich auch meine eigenen Ideen einbringen, z.B. im Bereich der Verwaltungsdigitalisierung.

 

Was reizt Sie am Thema Digitaler Wandel insgesamt? Was macht das Thema spannend und zukunftsträchtig?

Digitalisierung und Daten waren schon immer interessant für mich. Gerade vor dem Hintergrund des flächendeckenden Breitbandausbaus auch im ländlichen Raum und der sich daraus ergebenden Anwendungsmöglichkeiten, wie virtuelle Realität und Industrie 4.0, sind die nächsten Jahre extrem spannend. Nicht nur der Zugang zu Informationen wird immer einfacher, auch die Art zu arbeiten wird sich ändern. Diesen Wandel verfolge ich mit großem Interesse. Aktuell spielt dabei natürlich das Thema ChatGPT eine besondere Rolle. Zwar wird künstliche Intelligenz in schon vielen Feldern eingesetzt, aber in der Regel kann nicht jeder davon Gebrauch machen. Bei der kostenfreien Version der Software ChatGPT ist das anders.

 

Können Sie Projekte oder Forschungsvorhaben benennen, an denen aktuell geforscht wird und die dem Thema „Digitaler Wandel“ zugeordnet werden können?

Es gibt sehr viele Projekte, die unter den Forschungsschwerpunkt fallen. Dazu gehört zum Beispiel auch das Projekt „Kleinstadtakademie“ zum Thema automatisierte, digitale Stadtplanung, das die Hochschule in Zusammenarbeit mit 4 Kleinstädten noch bis Ende des Jahres bearbeitet. An der Hochschule ist auch der neue Studiengang „AI-Engineering“ dazugekommen, um die Lehre und Forschung im Bereich künstlicher Intelligenz zu stärken. Ansonsten fallen fachbereichsübergreifend sowohl Themen der digitalen Kultur und Bildung, digitale Wertschöpfung und logistische Prozesse sowie die Forschung zu autonomen Fahrzeugen, Sensorik oder KI darunter.

 

Warum ist das Thema gesamtgesellschaftlich und somit auch im Hochschulkontext bedeutsam?

Wie bereits eingangs angedeutet, wird es auch im Hinblick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel erforderlich sein, Prozesse zu automatisieren und zu vereinfachen. Digitaler Zugang zu verschiedenen Angeboten, wie zum Beispiel im Verwaltungsbereich (Anträge, Auskünfte etc.), wird immer wichtiger und wird das Personal entsprechend entlasten, so dass alles schneller und transparenter funktioniert. Natürlich bringt die Digitalisierung auch Risiken – die digitale Infrastruktur kann angreifbar sein. Deshalb muss auch im Feld der IT-Sicherheit in Zukunft viel getan und geforscht werden. Für uns als Hochschule ist es zudem bedeutsam, weil wir darüber Kooperationen mit der Praxis ausbauen und so die regionale Entwicklung indirekt mit voranbringen können.

 

Wie können Sie beispielsweise Forschende unterstützen, wer kann sich an Sie wenden und was benötigen Sie wiederum, um überhaupt unterstützen zu können?

Das Prorektorat für Forschung, Wissenstransfer und Existenzgründung unterstützt Forschende beim Finden passender Förderangebote für ihr Projekt und begleitet die Antragstellung bei den jeweiligen Projektträgern.

Als Referenten der Forschungsschwerpunkte bearbeiten wir alle administrativen und organisatorischen Belange. So übernehmen wir die Fördermittelrecherche und unterstützen im weiteren Verlauf bspw. bei der Erstellung der Kalkulation, Hilfsdokumenten und der Kommunikation mit dem Projektträger. Wir verfassen auch Passagen zu allgemeinen und administrativen Aspekten des Antrags. Den wissenschaftlichen und damit zentralen Part des Antrags können wir aber nicht selbst verfassen. Doch unterstützen wir auch gern an dieser Stelle, indem wir die Texte auf Passfähigkeit zur Ausschreibung hin prüfen und das Lektorat übernehmen.

 

Kontakt

Stefan Rensch
Referent Forschungsschwerpunkt "Digitaler Wandel"
Raum: Rz/0/38
Telefon: +49 3461 46-2387
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