12 Fragen an … Daniel Gollmann
Gründer der Gollmann Kommissioniersysteme GmbH
1. Stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor:
Ich bin Daniel Gollmann, Geschäftsführer der Gollmann Kommissioniersysteme GmbH, die ich vor rund 16 Jahren gegründet habe. 2006 ist das Unternehmen mit nur 6 Mitarbeitern gestartet und seitdem enorm gewachsen. Mittlerweile haben wir rund 450 Mitarbeiter in ganz Europa. Insgesamt sind wir bereits in 24 verschiedenen Ländern vertreten. Die Produktion findet nach wie vor in Halle statt, Service, Vertrieb und Montage vor Ort beim Kunden.
2. Wie entstand die Geschäftsidee?
Die Geschäftsidee entstand bereits im Studium, gemeinsam mit einem Kommilitonen. Nach meinem Abschluss als Diplom Mechatroniker an der Hochschule Merseburg, habe ich noch einen MBA an der Handelshochschule in Leipzig obendrauf gesetzt. Durch das Studium habe ich allgemein sehr gute Kenntnisse im Ingenieurwesen erlangen können. Mein erster Job bei einer Unternehmensberatung in der Schweiz hat mir dann dabei geholfen mich betriebswirtschaftlich weiterzubilden. So habe ich die Grundlage geschaffen, um mich selbständig machen zu können. Die konkrete Idee entstand dabei aus dem Alltag heraus. Meine Freundin war Apothekerin und so entstand ein Bezug zur Herstellung automatisierter Lösungen für Apotheken. Die Naivität, die man als junger Mensch hat, schützt einen dabei ein Stück weit und hilft Ideen wachsen zu lassen. So konnte sich auch unsere Idee weiterentwickeln und wachsen.
3. Welches Werteversprechen steht hinter Ihrem Unternehmen?
Wir bei Gollmann Kommissioniersysteme GmbH machen custom automation, also individuelle Automatisierungslösungen für Apotheken und gehen dabei auf individuelle Bedürfnisse der Kunden ein. Das heißt, wir können nahezu in jede Apotheke, und seinen die räumlichen Gegebenheiten noch so schwierig, einen Automaten einbauen. Als international aufgestelltes Unternehmen stehen wir für Weltoffenheit und Toleranz. Eine strenge Unternehmensphilosophie, an der wir unser gesamtes Tun ausrichten, haben wir allerdings nicht. Natürlich haben wir Ziele und Ideale. So sind wir zum Beispiel an unserem Standort in Halle komplett CO2-neutral. Wir produzieren langlebige Investitionsgüter mit einem Lifecycle von ca. 20 Jahren. Danach ist die bis auf sehr wenige Teile komplett recyclebar. Sowas ist erstrebenswert, aber nicht unser erstes Verkaufsargument.
4. Wie würden Sie ihre Teamdynamik beschreiben?
Als junges, kleineres Team ist man sicher noch etwas dynamischer unterwegs als in einem großen Unternehmen. In unserem regulären Betrieb versuchen wir aber wo es geht Kommunikation zu fördern und die Hierarchien so flach wie möglich zu halten. Natürlich ist das nicht immer überall zu 100% möglich. Es ergeben sich aber kleinere Teams und Projekte mit speziellen Verantwortlichkeiten, die in sich ohne große Umwege handeln und arbeiten.
5. Wie wichtig ist für Sie ein Gründerservice an Hochschulen und Universitäten?
Schon während meines Studiums gab es die ein oder andere Beratungsmöglichkeiten an der Hochschule. Sowas ist in jedem Fall hilfreich, da es unglaublich viele Dinge gibt, die man als Gründer wissen muss. Das reicht von Grundinformationen bis hin zur Fördermittelberatung, die auch je nach Gründungsort und Bundesland unterschiedlich ausfallen kann. Natürlich kann man heutzutage auch viele Fragen googlen, aber eine zentrale und seriöse Anlaufstelle ist immer am hilfreichsten.
6. Was war für Sie die größte Herausforderung im Gründungsprozess?
Die Finanzierung ist immer eine schwierige Angelegenheit. Auch wenn man es schafft Fördermittel zu gewinnen, muss man die restliche Finanzierung größtenteils selbst stemmen. Dazu braucht man privates Kapital, das man erstmal zusammensparen muss, wenn man nicht gerade einen reichen Onkel irgendwo hat.
7. Was sollte man mitbringen, wenn man ein eigenes Unternehmen gründen möchte?
Eine Portion gesunde Naivität braucht man definitiv, sonst würde man sicher nie anfangen. Wenn man zu viel über das Unterfangen nachdenkt und immer darüber grübelt was passieren könnte, wird man wohl nie den Mut zur Gründung aufbringen. Da gehört eine gewisse Risikofreudigkeit mit dazu. Die Scheiter-Kultur in Deutschland erschwert das Ganze noch zusätzlich. Während in anderen Ländern Unternehmer ruhig die eine oder andere Firma in den Sand setzen können, ohne dabei als gescheiterte Person oder Unternehmer zu gelten, ist es in Deutschland etwas schwerer mit der zweiten Chance. Vermutlich macht man sich deshalb lieber eher doppelt Gedanken, bevor man unternehmerisch etwas wagt.
8. Gibt es ein Rezept für ein erfolgreiches Unternehmen?
Ein Rezept mit Erfolgsgarantie gibt es sicher nicht. Das Wichtigste ist aus meiner Perspektive: Einfach machen!
Je länger man wartet und je länger man das Risiko abwägt, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass man im Endeffekt doch nicht gründet und es gar nicht erst versucht.
9. Wo wollen Sie mit ihrem Unternehmen noch hin?
Starre Pläne habe ich nicht. Die Welt verändert sich so schnell und langfristige Pläne werden damit häufig sowieso irgendwann durchkreuzt. Das muss nicht unbedingt heißen, dass man mit dem Unternehmen in den Tag hineinlebt, sondern dass man flexibel bleibt. So kann man neuen Möglichkeiten und Problemen aufgeschlossen gegenübertreten und angemessen reagieren. Wir wollen gesund und organisch wachsen und einen guten Job machen.
10. Haben Sie Tipps für junge Gründer*innen?
Das Wichtigste ist wirklich: Einfach machen und nicht zu viel zerdenken! Besonders für junge Leute ist es noch einfacher ein Unternehmen zu starten. Wenn noch wenige Verpflichtungen vorhanden sind, hat man nicht viel zu verlieren. Natürlich kann man auch mit Mitte 30 oder Mitte 40 auch noch ein Unternehmen gründen. Hier ist man aber dann darauf angewiesen, dass alles gleich beim ersten Mal funktioniert. Außerdem ist die Schwelle (dafür), dass man überhaupt beginnt, viel niedriger wenn man jung ist.
11. Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie alles noch einmal genauso machen?
Gründen würde ich sicher noch einmal. Natürlich ist meine Perspektive als Unternehmer, bei dem alles geklappt hat, aber auch subjektiv. Hätte ich das Unternehmen in den Sand gesetzt, säßen wir jetzt gar nicht hier und würden dieses Interview führen. Man kann also nie so wirklich abschätzen was passiert und wo es einen hinführt.
12. Was fehlt Ihrer Meinung nach noch, um in Sachsen-Anhalt zu gründen? Welches Potential sehen sie in unserem Bundesland?
Sachsen-Anhalt hat im Verhältnis zu anderen Bundesländern schon eine relativ starke Förderlandschaft. Natürlich ist es aber auch immer ein Vorteil im gewohnten Umfeld zu gründen. Wenn man also in Halle oder Merseburg studiert, ist es deutlich einfacher sich hier Unterstützung zu holen und aus dem Bekannten- und Kommilitonenkreis erste Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu akquirieren. Wenn das eigene Produkt dann auch noch vor Ort herstellbar ist, muss man nicht unbedingt in einer großen Stadt wie Berlin, München oder Hamburg gründen, wo sehr viel Konkurrenz herrscht und der Rückhalt nicht unbedingt gegeben ist.