An die Seife, fertig, los – wie der „Club der jungen Chemiker“ mit viel Kreativität und Neugier HoMe-Seifen herstellt.

Foto: Franziska Müller
28.05.2024, Forschung Andere Forschungsaktivitäten

Lieber Herr Kuhle, stellen Sie sich bitte kurz vor.
Mein Name ist Lorenz Kuhle, ich bin 23 Jahre alt und komme aus einem kleinen Dorf nahe Zerbst in Sachsen-Anhalt. Ich studiere an der Hochschule Merseburg den Bachelorstudiengang „Angewandte Chemie“ und bin aktuell im sechsten Semester. Seit etwa 1,5 Jahren bin ich Mitglied im „Club der jungen Chemiker“. Außerdem bin ich im Stura, in der Gleichstellungskommission, in der Kommission für Forschung und Wissenstransfer (KFW) und im Verwaltungsrat des Studentenwerks Halle aktiv.  

Wie kam es zu der Idee, Seifen selbst herzustellen?
Ein Wintersemestermodul im 5. Semester heißt „Grenzflächenchemie“. Essenzieller Bestandteil dieses Moduls ist unter anderem die Stoffklasse der Tenside, welche beispielsweise für die Waschwirkung in Seifen verantwortlich sind. Ein Großteil der Mitglieder des „Clubs der jungen Chemiker“ studieren „Angewandte Chemie“. Zusammen mit Professor Cepus, dem Dozenten dieser Veranstaltung, entstand die Idee und er bot dem Club die Herstellung von Seifen als zusätzliches optionales Praktikum an.

Was brauchten Sie alles, um das Projekt zu realisieren? Wie war der Ablauf?
Wir verwendeten circa 2 kg Kokosfett, ca. 8 kg Olivenöl und ca. 1 kg Natronhydroxid. Dazu kamen noch viele unterschiedliche Farb- und Geruchsstoffe. Die Formen zum Aushärten der Seifen stellte Herr Professor Cepus zur Verfügung. Da die Formen für diese große Masse an Seifen allerdings nicht ausreichten, wurden einige alte, ausgewaschene Tetra Paks aufgeschnitten.

Die Hauptarbeit, das Herstellen der Seifen an sich, haben wir an einem Nachmittag im November 2023 in circa drei Stunden durchgeführt. Beteiligt daran waren etwa zehn Studierende. Das Projekt „Chemie zum Anfassen“ stellte uns ein Labor zur Verfügung. Anschließend mussten die Seifen reifen. Einige Tage nach der Herstellung konnten wir sie dann schneiden und stempeln. Die Stempel mit unserem Logo wurden mit einem 3D-Drucker im Fachbereich INW hergestellt. Im Rahmen einer Schauvorlesung zur Weihnachtszeit 2023 verwendeten wir die Seifen das erste Mal als Werbemittel. 

Was hat Ihnen dabei am meisten Spaß gemacht? Welche Sorten sind entstanden?
Spaß gemacht hat eigentlich der gesamte Prozess. Das Herstellen der Seifen an sich wurde vor allem durch die vielen Variationsmöglichkeiten von Farb- und Geruchsstoffen interessant. Da das Grundrezept für alle Seifen gleich war, wurde erst durch das Hinzufügen von Farbpartikeln und dazu passenden Gerüchen eine individuelle Seife daraus. Da wir in Zweier-Gruppen arbeiteten, entstanden viele verschiedene Kombinationen von Seifen:
Grün – Apfel
Beige – Vanille, Almond & Elder
Blau – Flieder
Schwarz – Sanddorn
Braun/Rot – Schokolade, Kaffee, Kirsche
Orange – Current in the Sun, Rose

Das anschließende Schneiden und Stempeln der Seifen machte ebenfalls viel Freude. Das Reinigen der Formen machte weniger Spaß.

Hat das Herstellen der Seife gleich funktioniert oder welche Herausforderungen gab es dabei?
Das Herstellen der Seifen hatte bei allen wunderbar funktioniert. Einige versuchten sich daran, mehrfarbige Seifen herzustellen, was aufgrund der fehlenden Erfahrung nur bedingt funktionierte. Einige der Seifen mussten recht lange aushärten. Das lag an der Verwendung von Tetra Paks als Form.

Auch die Struktur einiger Seifen war recht rissig und brüchig, was vermutlich auf die verwendeten Farb- und Geruchsstoffe zurückzuführen ist. Allerdings erhielten sie dadurch eine Marmoroptik, was sie von den anderen Seifen abhob. Zudem konnte der Geruch durch den Verseifungsprozess nicht bei allen Seifen gut beibehalten werden. Für das erste Mal ist es aber recht gut gelungen.

Beim Hochschulinformationstag 2024 haben Sie die Seifen dann präsentiert und verschenkt. Wie waren die Reaktionen?
Für die meisten waren die Seifen an unserem Stand das Hauptaugenmerk und sie weckten viel Interesse. Gerade beim Versuch der Zuordnung der Gerüche wurden die Geruchsnerven der Besucher auf die Probe gestellt. Die meisten kannten zwar die Gerüche, konnten sie aber nicht direkt benennen. Leider hatten wir zum HIT nicht mehr alle Sorten vorrätig, wodurch unser Angebot recht klein ausfiel. Alles in allem kamen die Seifen sehr gut an.

Wie geht es nun bei Ihnen weiter? Was möchten Sie beruflich machen?
Zunächst möchte ich nächstes Semester erfolgreich meinen Bachelor abschließen. Anschließend werde ich wahrscheinlich meinen Master im Studiengang „Nachhaltige Verfahrenstechnik und Chemie“ an der Hochschule Merseburg angehen. Generell will ich mich in der Chemie auf den Bereich der Analytik spezialisieren. Dazu gibt es in Wissenschaft und Industrie einen breiten Bedarf und viele Einstiegsmöglichkeiten.


Wir danken Herrn Kuhle für den Einblick und wünschen weiterhin viel Erfolg bei allen seinen Vorhaben!
Das Interview führte Franziska Müller aus dem PFWE

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