Das Leben in Zeiten von Corona

10.02.2021, Zentraler Beitrag

Dass Corona Auswirkungen auf den Alltag und die Lebensführung der Menschen hat, ist unbestritten. Aber wie einschneidend, bei wem wie stark ausgeprägt und in welchen Bereichen? Hier gibt es tausendfache Einzelerfahrungen und viele Vermutungen, aber kaum statistische Daten aus wissenschaftlichen Untersuchungen. Die Hochschule Merseburg hat seit vielen Jahren Erfahrung in der empirischen Sexualforschung.

Eine der aktuellen Studien – Die „PARTNER 5 Erwachsenenstudie“ – ist umfassend angelegt und zielt auf vielfältige Aspekte des Zusammenlebens, auf sexuelle Erfahrungen sowie Erfahrungen mit Grenzverletzungen und Übergriffen. Ergänzt wurde die Studie aus gegebenem Anlass um sieben Fragestellungen zu Corona. Unter anderem wurden Fragen zu Partnerschaft und psychischer Gesundheit, zum Umgang in Familien (mit Kindern), zur Freizeitgestaltung und zur finanziellen Situation in die Studie integriert.

Die Sonderauswertung der „PARTNER 5 Erwachsenenstudie“ in Bezug auf die Auswirkungen von Corona liegt nun vor. Die Erhebung hat zwischen dem 24. Juni und dem 13. Oktober 2020 stattgefunden, also nach der ersten Pandemie-Welle und dem ersten Lockdown. An der Studie haben insgesamt 4.040 Personen teilgenommen, nach der für wissenschaftliche Studien üblichen Bereinigung fußt die Grunddatei auf den Aussagen von 3.466 Personen im Alter zwischen 18 und 85 Jahren.

Im Folgenden wurden zunächst ausschließlich die Corona bezogenen Daten zusammengestellt. „Es gehen daraus einige bemerkenswerte Befunde hervor, die in der Form nicht unbedingt zu erwarten gewesen sind“, bemerkt Heinz-Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung an der Hochschule Merseburg.

  • Die Corona Bedingungen wirken sich nicht per se negativ auf das Leben aus, gerade was die partnerschaftliche Situation und den Umgang mit Kindern in Familien betrifft. Die Antworten von Frauen und Männern (und Diversen) gehen dabei in eine ähnliche Richtung: 16 % der Frauen gaben an, dass sich ihre partnerschaftliche Situation verschlechtert hat. Für 57 % ist sie unverändert und für 27 % hat sie sich sogar verbessert. Männer / Diverse: 16 % / 24 % sehen eine Verschlechterung; 70 % / 45 % keine Veränderung; 15 % / 31 % eine Verbesserung.
     
  • Ähnlich verhält es sich bei der Frage nach der Beziehung zu den Kindern. 9 % der Frauen gaben an, dass sie sich verschlechtert hat, bei 65 % ist sie unverändert und bei 27 % hat sie sich verbessert. Bei den Männern hat sich die Beziehung zu den Kindern nach Auswertung der Antworten bei 6 % verschlechtert, bei 76 % hat sich nichts geändert und bei 18 % ist eine Verbesserung zu verzeichnen.
     
  • In Bezug auf die seelische Verfassung, die Freizeitgestaltung, die Beziehungen zu Freunden, die berufliche Situation und die finanzielle Situation werden von den Befragten hingegen in größerem Maß Verschlechterungen wahrgenommen.
     
  • Jüngere und Singles beschreiben in größerem Maß Verschlechterungen ihrer Situation, als es für Ältere und Partnergebundene gilt.
     
  • In Bezug auf die berufliche und die finanzielle Situation zeigen sich massive Unterschiede: Wer finanziell „sehr gut“ ausgestattet ist, sieht zu 15% eine Verschlechterung der beruflichen Sicherheit infolge von Corona, wer „ungenügend“ ausgestattet ist, zu 81%.

Detaillierte Ergebnisse und grafische Darstellungen können Sie hier einsehen.

Weitere Ergebnisse der „PARTNER 5 Erwachsenenstudie“, die auf Grenzverletzungen, sexualisierte Gewalt und partnerschaftliche Gewalt zielen, werden Ende Februar vorgestellt.

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