Am Mittwoch, 23. Januar, stellte Dr. Stefan Hördler das von der Hochschule Merseburg in Auftrag gegebene Gutachten zur Klärung der Rolle von Günther Adolphi, nach dem eine Straße auf dem Campus benant wurde, im Nationalsozialismus vor. Hördler ist Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora und ausgewiesener Experte auf seinem Gebiet.
Prof. Jörg Kirbs, Rektor der Hochschule Merseburg, führte in die Veranstaltung ein, begrüßte die anwesenden Gäste und betonte, dass das „Gutachten allen Beteiligten bei der Urteilsfindung helfen soll“. Die Position der Hochschule ist dabei eindeutig. Wie bereits 2017 erstmalig geschehen, empfiehlt sie dem Stadtrat auf Grundlage des Gutachtens, die Straßenbenennung rückgängig zu machen.
Zu Beginn seiner detaillierten Ausführungen betonte Hördler, dass die vorgelegte Studie zu Günther Adolphi keine Empfehlung abgibt, sondern eine sachliche und kontextbezogene Darstellung der Person zwischen 1941 und 1945 darstellt. Nach Akteneinsicht steht allerdings fest, dass Günther Adolphi „kein kleines Rädchen war“, sondern beispielsweise direkt an der Auswahl von KZ-Häftlingen beteiligt war und wusste, „was mit denen passiert, die nicht mehr als arbeitsfähig galten“.
Aufgrund seiner aktiven Rolle im Nationalsozialismus, die wie Hördler betonte „freiwillig ausgeübt worden ist und über das Wegschauen hinausging“, ist eine Umbenennung unausweichlich. Dieser Einordnung schließt sich die Hochschule Merseburg an und Kirbs „merkte selbstkritisch an, dass bei dem Vorschlag zur Straßenbenennung ein Fehler gemacht und das Leben Adolphis nicht gründlich genug aufgearbeitet wurde“.
Wie die Straße in Zukunft heißen wird, steht indes noch nicht fest. Neben Persönlichkeiten mit Bezug zur Hochschule und zur Region stehen auch neutrale Namen zur Debatte. Darüber wird final der Stadtrat der Stadt Merseburg, deren anwesende Mitglieder sich nach Vorstellung der Studie klar für eine Umbenennung ausgesprochen haben, entscheiden.