Am 23. Juni 2023 fand an der Hochschule Merseburg die digitale Abschlussveranstaltung des Forschungsprojektes BeSPa („Schwangerschaftsberatung und Sexuelle Bildung während der Covid-19-Pandemie aus Sicht von Beratungsfachkräften und Sexualpädagog*innen“) statt. Unter dem Titel „Weil es einfach was anderes ist“ – Perspektiven auf digitale Bildungs- und Beratungsangebote von Schwangerschafts(konflikt)beratungsstellen“ wurden dem Fachpublikum durch das Forschungsteam Teilergebnisse der Studie vorgestellt, die durch externe Referent*innen in Workshops vertieft und ergänzt wurden. Beratungsspezifische Themen waren hierbei Kompetenzen für die Beratung in digitalen Settings und die Sichtweisen von Klientinnen und Fachkräften auf die Schwangerschafts(konflikt)beratung, im analogen wie digitalen Setting. Für die Sexuelle Bildung wurden in den Workshops die Themen TikTok und digitale sexualpädagogische Gruppenangebote fokussiert.
Inhaltlich hatte sich das Projekt BeSPa zum Ziel gesetzt, Daten zur Analyse der digitalen Schwangerschafts(konflikt)beratungsangebote und Sexuellen Bildung während der Covid-19 Pandemie zu erheben.
Dabei standen u. a. folgende Fragestellungen im Mittelpunkt:
Welche Voraussetzungen lassen sich für die Umsetzung von Beratungen und der Sexuellen Bildung im digitalen Setting identifizieren?
- Welche Hürden berichten Beratungsfachkräfte und Klientinnen, die während der Pandemie Erfahrungen mit Telefon- und Videoberatung gemacht haben?
- Welche Potenziale lassen sich hinsichtlich der Pflichtberatung identifizieren?
- Was ist zu beachten, wenn es um eine postpandemische Etablierung digitaler Beratungs- und Bildungsformate in Schwangerschaftsberatungsstellen geht?
- In welchem Umfang und mit welchen Zielgruppen wurden während der Pandemie digitale Sexuelle Bildungsformate realisiert?
- Welche Bedeutung hat die individuelle Bereitschaft der Fachkräfte für die digitale Beratung und Sexuelle Bildung?
Auf Basis der ausgewerteten Fragebögen sowie der qualitativen Interviews wurde eine zunehmende Professionalisierung der Fachkräfte im digitalen Raum, bei gleichzeitig hohem Bedarf nach weiterer Unterstützung in Form von Aus- und Fortbildungen festgestellt. Zudem die Bedeutung und Notwendigkeit einer angemessenen Finanzierung von digitalisierungsbezogenen Anschaffungen sowie die Bereitstellung entsprechender zeitlicher und personeller Ressourcen betont.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich Beratungsfachkräfte für die verpflichtende Beratung im Kontext des §219 StGB tendenziell zurückhaltender und Fachkräfte der Sexuellen Bildung hinsichtlich Gruppenangeboten für Jugendliche im digitalen Setting skeptisch äußerten. Als großer Zugewinn wird von den Befragten, die durch digitale Möglichkeiten erreichte, Flexibilisierung in den Arbeitsfeldern bewertet.
Das Projekt konnte durch die Förderung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) seit 2020 die pandemiebedingten Veränderungen in den Arbeitsfeldern „Beratung“ und „Sexuelle Bildung“ der Schwangerschaftsberatungsstellen in Deutschland erforschen und fokussierte die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in diesen Bereichen. Dafür wurde eine deutschlandweite Fragebogenerhebung mit insgesamt 518 ausgefüllte Fragebögen sowie qualitative Interviews mit 41 Fachkräften und 20 Klient*innen durchgeführt.
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Weitere Informationen und Publikationshinweise finden Sie hier.
Trailer zur Abschlussveranstaltung mit Vorstellung des Forschungsdesigns.
Das Forschungsprojekt läuft noch bis Ende August 2023, eine Kontaktaufnahme ist möglich über: forschung-familienplanung@hs-merseburg.de
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Geleitet wurde das Projekt von Prof. Dr. Maika Böhm. Das Forschungsteam bestand aus den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Johanna Licht, Romy Nitzsche, Johanna Walsch, Dr. Sabine Wienholz, sowie zu Beginn Katja Krolzik-Matthei und Maria Urban. Studentische Unterstützung erhielt das Projekt durch Anica Reith und Theresa Triebler.
Die Abschlussveranstaltung war mit einer Teilnehmendenzahl von mehr als 200 Personen am Vormittag und rund 140 Personen am Nachmittag ein voller Erfolg. Durch den Tag führte die Hochschulmitarbeiterin Maria Urban, technische Unterstützung erhielt das Forschungsteam durch die Mitarbeiter*innen von SL².