Ziel des Gesamtverbundes ELSA: Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung (www.elsa-studie.de) sind Schlussfolgerungen für die Verbesserung der gesundheitlichen und psychosozialen Versorgung ungewollt Schwangerer auf der Basis wissenschaftlich-empirischer Erkenntnisse. Im Zentrum steht die Untersuchung der Hürden und Nutzungsweisen von Versorgung.
Das an der Hochschule Merseburg angesiedelte Teilprojekt ELSA-PV besteht aus drei Projektarbeitspaketen:
(1) Im Projektpaket 1 wird zunächst ein untersuchungsrelevantes Expert_innen-Netzwerk aufgebaut. In explorierenden Expert_innen-Gesprächen mit den Zuständigen zur Umsetzung des Schwangerschaftskonfliktgesetz (SchKG) in den Ländern sowie den Bundesreferent_innen der Verbände werden erste relevante Themen und Fragestellungen eruiert. Darauf aufbauend wird eine bundesweite quantitative Erhebung der psychosozialen Versorgungsangebote, die sich aus den Gesetzgebungen des §2, §3 und §5 des SchKG im Kontext ungewollter Schwangerschaften ergeben, durchgeführt. Damit werden systematisch die den Ratsuchenden zur Verfügung stehenden Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten unter besonderer Berücksichtigung der Schnittstelle von psychosozialer und gesundheitlicher Versorgung erfasst.
(2) Im Projektpaket 2 wird auf zwei Wegen eine Medieninhaltsanalyse durchgeführt. In einem diskursanalytisch angelegten Vorgehen werden Webinhalte (die ersten vier Google-Trefferseiten) zu den Schlagworten ungewollt schwanger, ungeplant schwanger, Abtreibung und Schwangerschaftsabbruch daraufhin untersucht, welche Diskursivierungen von ungewollter Schwangerschaft sich abbilden. Parallel werden anhand mittels eigens entwickelter Fallskizzen die Internetpräsenzen ausgewählter staatlich finanzierter Stellen (u.a. von Verbänden, Behörden, Beratungsstellen) kriteriengeleitet analysiert. Ziel ist es, weiterführende Erkenntnisse über mediale Angebote und ein Verständnis der digitalen Informationsmöglichkeiten als Ressource oder Belastung für Frauen mit einer ungewollten Schwangerschaft zu erhalten. Die kriteriengeleitete Analyse lässt darüber hinaus Ableitungen zu Qualität und Handhabbarkeit der digitalen Plattformen zu und ergänzt die Analyse.
(3) Im Projektpaket 3 werden im Zuge einer explorierenden Expert_innenbefragung von Beratungsfachkräften und weiterer Netzwerkakteur_innen Bedarfe der Weiterentwicklung unterstützender psychosozialer Angebots- und Kooperationsstrukturen, insb. für vulnerable Gruppen, abgebildet. Die Diskussion der bisherigen Untersuchungserträge mit zentralen Akteur_innen der Trägerverbände, Landesministerien und Leitungskräften/Geschäftsführungen gewährleistet eine zielgruppenorientierte Einordnung der Erkenntnisse und ermöglicht praxissensible Rückschlüsse auf Leerstellen und Veränderungsbedarfe. Ein Schwerpunkt wird hier auf exemplarische, regionenspezifische Darstellungen von Akteur_innen-Netzwerken liegen.
Erkenntnisleitende Querschnittsthemen für alle drei Projektpakte sind:
(a) Vulnerable Gruppen: Entsprechend der Fokussierung im Gesamtverbund ELSA legt auch ELSA-PV den Fokus auf ungewollt Schwangere mit psychischen Vorbelastungen und traumatischen Erfahrungen, mit Migrations- und Fluchterfahrung, mit Gewalterfahrungen in der Partnerschaft.
(b) Vernetzung und die Schnittstelle psychosozialer Versorgung und Medizin: In der Versorgungspraxis bewegen sich ungewollt Schwangere notwendigerweise immer wieder an der Schnittstelle medizinischer und psychosozialer Versorgung. Die bisherige Datenlage zur Kooperation zwischen diesen beiden Versorgungsbereichen ist unzureichend. ELSA-PV wird hierzu erste Erkenntnisse gewinnen und weitere Forschungsbedarfe aufzeigen.
(c) Digitale Informationen: Auch zu Inhalten und Qualität digitaler Informationen und Angebote zu ungewollter Schwangerschaft liegen bisher keine systematischen Daten vor. Die stetig zunehmende Bedeutung digitaler Informationen für alle Lebensbereiche ist jedoch unbestritten. ELSA-PV wird auch hierzu relevante Erkenntnisse liefern.
Fachbereich: SMK
Durchführungszeitraum: 01.11.2020 – 31.10.2023
Projektleitung: Prof. Dr. Maika Böhm
Projektteam: Katja Krolzik-Matthei, Eva Kubitza, Maria Urban, Sabine Wienholz, Greta Drefs