Am 21.01.2025 durften wir Prof. Dr. Gesa Lindemann von der Universität Oldenburg bei uns begrüßen.
Lindemann widmete sich in ihrem Vortrag der Verknüpfung von Leiblichkeit und Geschlecht. Die Ebene des Leibes, welche mit der Tradition der Phänomenologie verbunden ist, ist noch relativ neu und wurde u.a. von Prof. Dr. Gesa Lindemann und Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky gefordert.
Soziologin Lindemann unterscheidet in ihrem Vortrag Körper und Leib. Der Körper stehe immer im Verhältnis zu anderen Körpern und sei über die Sinne Sehen und Tasten zugänglich. Leiblichkeit ist man demgegenüber immer ausgesetzt. Leiblich sei man in Situationen, die uns gegenwärtig passieren, die wir nicht leugnen und denen wir auch nicht entkommen können. Dies veranschaulicht Lindemann am Beispiel eines Besuches einer/einem Zahnärzt*in. Auch wenn uns der Schmerz leibliche Enge bringt und uns im Moment auffordert, zu gehen, können wir nicht fliehen. In diesem Sinne führt Leiblichkeit auch zur Wirklichkeit: “Wirklich ist, was wir hinnehmen müssen, was sich nicht wegwünschen lässt” (Lindemann).
Zum Verhältnis von Geschlecht und Leib führt sie aus, dass Leiblichkeit auch immer etwas mit Wissen über Körperlichkeit zu tun hat. Erst als das Ein-Geschlechter-Modell vom Zwei-Geschlechter-Modell im späten 18. Jahrhundert abgelöst wurde, wurde der Frau ein eigener Körper (losgelöst vom Mann) zugeschrieben. Erst dieses anatomische Wissen verhalf Frauen* zu neuen Leibesinseln.
Ein weiterer Aspekt der geschlechtlichen Differenz in Bezug auf Körper und Leib sieht Lindemann in gültigen, verbindlichen leiblichen Gesten des Erlebens. So wurden Mädchen und Jungen früher unterschiedlich gelehrt, wie ein Ball richtig zu werfen sei.