Interview des Monats – Dr. Karen Ranft, Kanzlerin der Hochschule Merseburg, blickt im Interview auf das Jahr 2020 zurück und gibt gleichzeitig einen Ausblick auf das Jahr 2021

20.01.2021, Interview @ HoMe

Das Jahr 2020 hat nicht nur die Bereiche Studium und Lehre vor Herausforderungen gestellt, sondern auch die Verwaltung der Hochschule Merseburg gefordert. Trotz aller Hürden und Unwägbarkeiten konnten eine Reihe von Neuerungen durch den großen Einsatz aller Mitarbeitenden auf den Weg gebracht, Vorhaben umgesetzt und Projekte vorangetrieben werden.

1. Das vergangene Jahr war für uns alle nicht leicht. Frau Dr. Ranft, was haben Sie persönlich als größte Herausforderung empfunden?

Die größte Herausforderung - privat und beruflich - war und ist die Corona- Pandemie, die uns alle unvorbereitet getroffen hat. Besonders herausfordernd war es, mit den Unsicherheiten und den ständig wechselnden Rahmenbedingungen, die uns gesetzt und vorgegeben worden sind, umzugehen. Für mich persönlich war anfangs auch die flächendeckend notwendig gewordene Onlinekommunikation gewöhnungsbedürftig. Meine Kolleginnen und Kollegen waren nicht mehr vor Ort, aus persönlichen wurden digitale Kontakte. Das Team über einen so langen Zeitraum mitzunehmen und die Arbeit im Team zu gewährleisten, ist schwierig. Das ist ein ständiger Lernprozess.

Wichtig war, den Blick auf das Wesentliche nicht zu verlieren und eine gute interne Kommunikation aufzubauen.

 

2. Was wurde auf den Weg gebracht?

Wir haben auch 2020 – trotz der Einschränkungen – wahnsinnig viel umgesetzt. Einige Beispiele umfangreicher Maßnahmen waren:

Das neue Hochschulgesetz, das im Juli in Kraft getreten ist, hat eine Reihe von wesentlichen Änderungen mit sich gebracht. Bedingt durch die Änderungen wurde eine vollständige Überarbeitung der Grundordnung der Hochschule Merseburg unumgänglich. In der Folge wurde innerhalb von drei Monaten die neue Grundordnung in Abstimmung mit dem Senat erarbeitet und dem Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung zur Annahme bzw. zur Veröffentlichung vorgelegt – als erste Hochschule in Sachsen-Anhalt. Zudem wurde die Wahlordnung angepasst, so dass die Onlinewahl für die Hochschulgremien im Dezember erstmalig durchgeführt werden konnte.

Ein Schwerpunkt 2020 lag coronabedingt natürlich auf dem Aufbau der Onlinelehre: Die Servertechnik wurde aufgestockt und an die steigenden Bedarfe angepasst, neue Software beschafft sowie die IT-Sicherheitsstrukturen weiter ausgebaut. Wenn man bedenkt, dass außerplanmäßig und innerhalb kürzester Zeit gehandelt werden musste, ist es richtig gut gelaufen.

Mit der Gewinnung des Studentenwerk Halle als Träger der 2006 als studentisches Projekt gegründeten CampusKids an der Hochschule Merseburg kann dieses Angebot nun als Regelkita fortgeführt werden.

 

3. Was konnte an Bauvorhaben umgesetzt und angeschoben werden?

Das Haus der Studentischen Vertretungen (StudVer) wurde mitten in der Pandemie eröffnet, in dem nun der StuRa sowie die Fachschaftsräte INW, SMK und WIW und das Café 144 eingezogen sind. Damit ist dort ein Cluster für studentisches Leben geschaffen worden und der studentische Austausch untereinander kann noch besser über die Fachbereiche hinweg stattfinden.

Die Bühne in unserem Theater, dem TaC, wurde so gestaltet, dass es in Zukunft auch körperlich beeinträchtigten Menschen möglich ist, auf der Bühne mitzuwirken. Nicht zu vergessen sind die energetische Sanierung des Seminargebäudes, die Sanierung der Lagerhalle Sport und des Kellers des Liegenschaftsgebäudes sowie die am Hauptgebäude neu angebrachten Sonnenschutzvorhänge.

 

4. Was konnte noch nicht umgesetzt werden?

Die vollständige energetische Sanierung des Seminargebäudes ist für 2021/2022 geplant. Die komplette Installation des digitalen Schließsystems wurde bereits 2020 angeschoben, muss jedoch auf Grund der jährlich begrenzten Mittelbewilligungen, ähnlich wie die o.g. Sanierung des Seminargebäudes, bis ins Jahr 2022 in Abschnitten umgesetzt werden.

Am Herzen liegt mir persönlich das Thema Nachhaltigkeit. Die Verwaltung hat sich 2020 intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und auch für die Studierenden und Forschenden ist Nachhaltigkeit von großer Bedeutung, z. B. werden wir die dringend sicherzustellende Mülltrennung Schritt für Schritt umsetzen. Studierende der Fachbereiche INW und WIW haben ein Konzept erstellt, welches wir 2021 beginnen werden umzusetzen. An zentralen Stellen (Mensa, Foyers etc.) werden Container für Plastik, Papier und Restmüll aufgestellt. Ausgehend von diesen zentralen Stellen soll die Mülltrennung dann entsprechend der Finanzierungslage immer weiter ausgebaut werden. Wir werden voraussichtlich auch ein weiteres studentisches Projekt haben, welches sich mit dem Umweltmanagement auseinander setzen wird. Es würde mich sehr freuen, wenn es gelingt an der Hochschule das Thema Nachhaltigkeit auch strukturell z. B. durch ein Netzwerk an Interessierten und Fachkundigen zu verankern.

Ich freue mich übrigens sehr, dass wir mit der Unterstützung und den Ideen in gemeinsamer Arbeit mit den Studierenden die Hochschule weiterentwickeln.

 

Kurz ein Abstecher zu den Hochschulwahlen. Im Dezember 2020 wurden die studentischen Gremien neu gewählt. Erstmalig fanden die Hochschulwahlen online statt.

5. Hat sich das Verfahren bewährt und konnte die Wahlbeteiligung dadurch gesteigert werden?

Das Verfahren hat sich bewährt. Die Wahlen konnten erfolgreich und ohne technische Probleme durchgeführt werden. Die Wahlbeteiligung konnte insbesondere bei der Wählergruppe der Studierenden über alle Gremien hinweg gesehen gesteigert werden. Trotzdem ist die Wahlbeteiligung steigerungsfähig. Wir werden zukünftig hoffentlich noch mehr motivieren können, an den Wahlen aktiv teilzunehmen.

 

6. Soll die Möglichkeit online zu wählen, beibehalten werden?

Auf jeden Fall. Für alle Gremienwahlen bleibt die Möglichkeit der Onlinewahl erhalten.

Allerdings ist das Wahlprozedere recht komplex. In Zukunft würden sich der Stura und auch ich mir eine Vereinfachung des Aufstellungsprozesses der studentischen Kandidatinnen und Kandidaten wünschen. Dabei gilt es allerdings, einige rechtliche Vorgaben zu beachten. Zudem möchte ich gern Plattformen schaffen, auf denen sich die Kandidatinnen und Kandidaten den Wählerinnen und Wählern mit ihren Zielen und als Person präsentieren können.

 

Ein zukunftsweisendes, langfristig angelegtes Thema ist die Entwicklung des Campuses in Merseburg. Im letzten Jahr wurde der Prozess angestoßen, ein Zukunftsbild für den Campus der Hochschule Merseburg zu erarbeiten. Im Rahmen der Zukunftswerkstatt „CAMPUS HOCHSCHULE MERSEBEURG 2030“ haben sich das Rektorat sowie Vertreter*innen der Fachbereiche, der Verwaltung und studentischer Gremien dieser Frage gemeinsam gestellt. Dabei wurden Bedarfe und Wünsche formuliert, Ideen eingebracht und Möglichkeiten der Umsetzung besprochen.

7. Können Sie uns erste Ergebnisse mitteilen? Was wünschen sich die Mitarbeitenden und Studierenden?

Es gibt bereits Zwischenergebnisse. Diese werden aber zuallererst im Senat präsentiert und diskutiert. Im Anschluss daran stellen wir die Ergebnisse und Ideen selbstverständlich der Hochschulöffentlichkeit vor.

 

8. Was ist unabhängig von der Campusentwicklung 2021 an baulichen und infrastrukturellen Maßnahmen geplant?

Umgesetzt wird 2021 die Videoüberwachung am Ulmenweg. Im ersten Quartal werden zur Überwachung des Parkplatzes mehrere Kameras angebracht.

Zudem ist geplant, eine DHL-Packstation auf dem Gelände der Hochschule zu errichten. Die Packstation wird am Gartenhaus aufgestellt. Von Seiten der Hochschule ist alles in die Wege geleitet. Jetzt ist die DHL am Zug, um alle Genehmigungen einzuholen und die Packstation aufzustellen.

Außerdem werden wir einige Outdoorsportgeräte auf dem ehemaligen Volleyballpatz hinter dem Gartenhaus aufstellen.

Ein Thema, was insbesondere von der Studierendenschaft an uns herangetragen worden ist und uns die nächsten Jahre noch beschäftigen wird, ist die Schaffung von Rückzugs- und Verweilmöglichkeiten für Studierende. Ein Ziel ist es, die Räumlichkeiten attraktiver zu machen und im Gebäude, aber auch im Außenbereich, Lern- und Pausenräume zu schaffen. Die Planung treiben wir 2021 weiter voran.

 

Leider mussten im letzten Jahr aufgrund der Corona-Pandemie das Campusfest und Hochschulsportfest abgesagt werden.

9. Können Sie uns für 2021 Hoffnung machen?

Das hängt leider von der Lage ab. Wir wünschen uns wieder viel mehr Präsenz und Angebote vor Ort. Ich hoffe, dass wir zumindest 2021 alle wieder zusammenkommen und in sportlicher oder gemütlicher Runde Zeit miteinander verbringen können. Das haben wir uns nach all den beruflichen und persönlichen Anstrengungen und Entbehrungen wahrlich verdient.

 

10. Möchten Sie uns sonst noch etwas mitteilen und auf den Weg geben?

Wir sollten in den Einschränkungen, denen wir alle derzeit unterliegen, unbedingt auch die Chancen sehen. Was mir die Pandemie gezeigt hat – dass wir an der Hochschule füreinander einstehen und selbst die schwierigsten Bedingungen zusammen meistern können – und das ist ein tolles Gefühl!

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