Kommen und Gehen – ein Fachbereich im Wandel

15.05.2016, @ HoMe

Von Prof. Maria Nühlen zur Verabschiedung von Prof. Dr. Wolfgang Zacharias

Langsam rückt das Jubiläum des 25jährigen Bestehens der Hochschule Merseburg näher, die erste Generation von Professoren und Professorinnen haben den Ort ihres beruflichen Wirkens bereits verlassen, andere befinden sich in der Abschlussphase, wozu ich gehöre, die Jüngeren wiederum haben einen überschaubaren Zeitraum ihres beruflichen Wirkens an diesem Ort vor Augen. Von den später Berufenen spreche ich jetzt nicht.

Im Geschehen des immer häufigeren Abschiednehmens von Kollegen und Kolleginnen möchte ich eine Verabschiedung aus unserem Fachbereich SMK besonders hervorheben, denn es handelt sich um einen Kollegen mit Honorarprofessur, ich meine Prof. Dr. Wolfgang Zacharias. Da er im Oktober dieses Jahres seinen 75. Geburtstag feiern wird, nutze ich jetzt die Zeit, um sein Wirken in unserem Fachbereich zu würdigen.

Beginnen möchte ich mit der Erinnerung an ein eher persönliches Ritual, was sein semesterliches Kommen von München nach Merseburg begleitete. Nach vier bis fünf Stunden Fahrt erwartete ihn in meinem Büro eine Tasse Kaffee und ein Müsliriegel, begleitet von einem Gespräch über Aktuelles, Philosophisches … und dem Informationsaustausch zum bevorstehenden Blockseminar.

Wolfgang Zacharias stieß zu uns im Wintersemester 2004/05 als Lehrbeauftragter, der Kollege Bischoff hatte ihn entdeckt und für uns gewinnen können. Mit einer sommerlichen Feier auf dem Campusrasen fröhlich bis in die Nacht hinein begrüßten wir ihn 2005 als Honorarprofessor für Kultur- und Spielpädagogik im Kollegenkreis. Im Vorlesungsverzeichnis der nächsten Jahre fanden sich u.a. Lehrangebote wie: „München leuchtet – kultur- und medienpädagogische Exkursion im Mai 2006“; „Kartographierung kulturpädagogischer Landschaften und Felder“; „Kulturwissenschaft – Kulturelle Bildung“; „Kulturelle (Medien-) Bildung  ist mehr …“.

Das Besondere seiner Lehre: Er nahm die Studierenden mit auf Exkursion nach München und Berlin, manchmal nach Halle. Jeweils vor Ort besuchten sie verschiedene Einrichtungen der Kulturellen Kinder- und Jugend-Bildung und zum Teil in den Häusern selbst wurden in Theorien zur kulturellen Bildung eingeführt und über Referate bestimmte Akzente gesetzt. Praxis und Theorie verbanden sich auf diese Art in einer idealen Weise. Die Studierenden kamen immer begeistert von Berlin zurück und wussten viel zu erzählen, vielleicht auch noch vom Nachleben in Berlin! In den Merseburg-Seminaren wurde – ebenfalls theoretisch und praktisch arbeitend – ein anderes Thema in den Fokus gesetzt: Nämlich die kulturelle Sozialisation und biografische Reflexion der Studierenden selbst. Mit der „Kartographierung kulturpädagogischer Landschaften“ war die Landkarte der eigenen Biografie gemeint, die es galt zu erkunden. Hierüber wurde sehr viel nachdenklicher berichtet. Mein Eindruck hierzu, dass nicht wenige Studierende ins Grübeln kamen ob ihres eigenen Zugangs zur kulturellen Bildung. Die persönliche Betroffenheit und Reflexion stand im Vordergrund.

Außerdem brachte Wolfgang (oder schickte per Post) eine Flut von Flyern, Tagungshinweisen, Projektankündigungen, Programmheften und Ähnlichem aus München oder Berlin zur Kulturellen Bildung, die ich an Studierende weitergeben konnte. Schließlich kam dann im Herbst letzten Jahres noch das Kulturpädagogische Lesebuch Nr. 6, 45 Jahre Kultur & Spiel in München, eine Dokumentation von sechs Münchner Organisationen aus den Jahren 2003 – 2015 hinzu.

Wolfgang Zacharias ist der Papst der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung, nicht nur in München, sondern in der ganzen Bundesrepublik bekannt. Er war derjenige, der von Beginn an die neuen Medien nicht verteufelte, sondern die Chancen sah, die in diesen Medien lagen und liegen und mit denen in der Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet werden sollte und konnte. Obwohl er schon etwas länger in Rente ist, findet er sich fast täglich im Büro der Spielkultur e.V. in München ein, und dies wird – so nehme ich  an – selbstverständlich weiter so sein. Er schreibt Monografien und Aufsätze, betätigt sich als Herausgeber für umfassende Handbücher, die schnell zu einem Standardwerk avancieren, reist auf Tagungen und hält Vorträge. Er ist langjähriger Akteur in der Bundesvereinigung für kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) und Vorstand des Bundesverbandes der Jugendkunstschulen und kulturpädagogische Einrichtungen (BJKE).

Was weiß ich noch von Wolfgang Zacharias zu berichten?

Er hat wunderbare Skizzenbücher angefertigt, die er von den Reisen mit seiner Familie heimbrachte. In seinem früheren Leben war er künstlerisch tätigt, fertigte Radierungen an und zeichnet, setzte aktuelle Themen in Collagen um, illustrierte mit Schrift und Skizze, bereicherte mit Fotos die Tagebücher, denn er hatte schließlich in München Kunsterziehung studiert.

Jetzt, mit zunehmendem Alter und Entlastung von beruflichen Verpflichtungen,  hat er seine künstlerische Arbeit wieder verstärkt aufgenommen. Seine Phantasie kennt keine Grenzen und zum Beweis möchte ich einige Briefe zeigen, die ich in unserer Korrespondenz erhalten habe. Sie bezeugen den überaus quirligen und kreativen Charakter von Wolfgang Zacharias.

 

Nun gilt es Dank zu sagen für sein großes Engagement in der Lehre im Bachelor- und Masterstudiengang KMP und AMKW. Wir schauen auf 10 Jahre ausgezeichneter kollegialer Zusammenarbeit und für mich persönlich bereichernder Gespräche zurück. Zur Anerkennung haben wir für Wolfgang Zacharias in diesem Jahr den 4. FACHTAG der Kulturellen Bildung an der Hochschule Merseburg unter dem Thema „TRANS BORDER. Herausforderung & Selbstverständlichkeit INTER / TRANS KULUTELLE BILDUNG“ am 21. Januar 2016 ausgerichtet.

Wolfgang, ich hoffe, dass wir in Verbindung bleiben, uns weiterhin nicht nur zu Weihnachten selbst gestaltete Grußkarten schicken, sondern darüber hinaus noch Wichtiges und Unwichtiges über unseren illustrierten Briefverkehr mitteilen.

Mit kollegialem und freundschaftlichem Gruß

Maria Nühlen

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