Landespräventionspreis Sachsen-Anhalt 2019 wurde am 20. November in Magdeburg verliehen

Verleihung des 2. Platzes des Landespräventionspreises 2019 an Prof. Jens Borchert.
02.12.2019, Zentraler Beitrag

Der 2. Platz bei der Verleihung des Landespräventionspreises Sachsen-Anhalt wurde in diesem Jahr an das von Prof. Jens Borchert initiierte und in der Jugendanstalt Raßnitz durchgeführte Projekt „Familienorientierung im Strafvollzug“ verliehen. Prof. Borchert hat an der Hochschule Merseburg die Professur für Sozialarbeitswissenschaft/Kriminologie inne.

„Wir freuen uns sehr über den 2. Platz. Das zeigt, dass unsere Arbeit wertgeschätzt und wahrgenommen wird. Außerdem treibt uns die Auszeichnung an, unseren eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Durch verschiedene Projekte unterstützen wir weiterhin die Resozialisierung straffällig gewordener Jugendlicher und arbeiten präventiv gegen Kriminalität und Gewalt“ betonte Prof. Borchert nach der Preisverleihung.

„In der Jugendhaft bleibt der Kontakt zwischen Inhaftierten und ihren Angehörigen hauptsächlich auf die regulären Besuchszeiten beschränkt“, führte Prof. Borchert weiter aus. Mit dem Ziel, eine quantitative Erweiterung und Alternative zu diesen oft starren, zeitlich beschränkten und die Privatsphäre beschneidenden sowie der sozialen Kontrolle unterliegenden Begegnungen zu schaffen, organisierten unter Leitung von Prof. Borchert Student*innen der Hochschule Merseburg in Kooperation mit dem Sozialen Dienst der Anstalt erstmalig „Familientage in der Jugendanstalt Raßnitz“. Das übergeordnete Projektziel greift das Ziel des Jugendstrafvollzugs – die Resozialisierung – auf. Ziel ist es, die Inhaftierten auf ein Leben in sozialer Verantwortung ohne Straftaten vorzubereiten. 

Verwirklichen lässt sich das Ziel aber nur, wenn Maßnahmen entwickelt und durchgeführt werden, die auf die Entlassung vorbereiten. Die Familie der Inhaftierten wird nur selten beteiligt, obwohl sie für die Jugendstrafgefangenen ein wichtiger Faktor für die Erreichung des Vollzugsziels darstellt. An diesem Punkt setzte das Projekt an. So haben die Inhaftierten mit ihren Angehörigen und unter Beteiligung der Studierenden beispielsweise das gemeinsame Mittagessen vorbereitet und im „Erzählcafe“ sich in ungezwungener Atmosphäre ausgetauscht und Fragen zur anstehenden Haftentlassung besprochen. Unter dem Gesichtspunkt, miteinander zu sprechen, sich auszutauschen und auch mit Eltern oder Kindern anderer Inhaftierter in Kontakt zu kommen, waren insgesamt sieben Inhaftierte und sieben Studierende beteiligt. 

Ziel ist die perspektivische Verstetigung der „Familientage“ sowie die weitere Ideengenerierung zum Ausbau familienorientierter Angebote im Jugendstrafvollzug in Sachsen-Anhalt. Das Projekt ist ein Baustein, um die destabilisierende Wirkung von Haftstrafen durch Festigung des familiären Umfelds zu schwächen. Eine Fortsetzung des Projektes für 2020 ist geplant.

Unabhängig vom Projekt „Familienorientierung im Strafvollzug“ ist Prof. Borchert mit Studierenden des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit einmal die Woche in der Jugendanstalt Raßnitz vor Ort, um einen sozialen Trainingskurs für die Gefangenen anzubieten. Dieser hat das Ziel, den Jugendlichen ein Leben ohne Kriminalität zu ermöglichen, sowie die Integration in die Gesellschaft voranzutreiben.

Im Fokus des Wettbewerbs zum Landespräventionspreis stehen kriminalpräventive Projekte und Initiativen, die dazu beitragen, Gewalt zu verhindern und Opfer von Gewalt zu unterstützen, aber auch Gewalt ausübende Täter zu unterstützen, den Gewaltkreislauf zu durchbrechen. In diesem Jahr lautete das Thema „Gegen Gewalt im sozialen Nahraum“. Das Projekt hat dazu, einen nicht zu unterschätzenden und von allen Beteiligten mit Interesse angenommenen Beitrag geleistet, der fortgeführt und weiter ausgebaut werden soll.

Nach oben