Zwei Tage, über 200 Teilnehmer und gut 30 Fachvorträge: Die Merseburger Digitaltage 2022 Digitaltage führen hochrangige Politiker, Wissenschaftler und Unternehmen zusammen, um digitale Technologien in verschiedenen Kontexten zu erleben und über digitale Teilhabe verschiedener Zielgruppen zu diskutieren. Das laufende Jahr steht dabei sowohl auf Bundes-, Landes- aber auch kommunaler Ebene ganz im Zeichen der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG).
Die Herausforderungen bei der Umsetzung des OZG auf den verschiedenen Fachebenen sind hoch – nicht zuletzt deshalb sind übertragbare, nachnutzbare Lösungen gefragt. Genau dies wird mit dem „EfA“-Prinzip (Einer für alle) bezweckt – nach einer Pilotierung in einem Bundesland, kann die Leistung nach rechtlicher Anpassung und Erprobung in weiteren Bundesländern eingeführt werden. Dieses Prinzip soll künftig verstärkt auch auf kommunaler Ebene angewandt werden. Auch hier ist das Interesse an solchen „Mini-EfA“-Lösungen in den Kommunen des Landes, angesichts begrenzter Ressourcen, besonders groß. Umso wichtiger ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Ländern und Kommunen. In Sachsen-Anhalt hat man dies frühzeitig erkannt. Mehr noch: das Land möchte mit einer proaktiven Strategie dazu beitragen, dass Städte, Kreise und Gemeinden in die Lage versetzt werden, die (neuen) Aufgaben auch bewältigen zu können.
Nach Ansicht von Sachsen-Anhalts Ministerin für Infrastruktur und Digitales, Dr. Lydia Hüskens, zeigten die aktuellen Rahmenbedingungen sehr deutlich, wie wichtig es sei, bis vor kurzem noch unvorhersehbare Entwicklungen strategisch mitzudenken. „Die Bündelung unterschiedlicher Digitalisierungsfelder im neuen Ministerium für Infrastruktur und Digitales bietet uns die Chance, eine modern aufgestellte und digital agierende Verwaltung zu formen“, erklärte die Ministerin.
Neben dem beschleunigten Ausbau der Infrastruktur lege das MID seine Schwerpunkte vor allem auch auf die Modernisierung der Verwaltung. Es gelte: „Verwaltung neu zu denken“, betonte Hüskens, da hier mit zunehmender Vernetzung aller Lebens- und Arbeitsbereiche durch Informations- und Kommunikationstechnologie die Organisation des Arbeitens eine zentrale Bedeutung erhalte.
Dazu müssten die vielfältigen technologischen Potenziale noch effektiver genutzt werden, ergänzte Staatssekretär Bernd Schlömer. „Digitalisierung ist Motor und zugleich zentraler Schlüsselfaktor, wenn es darum geht, den Menschen im Land sowie den hier ansässigen Unternehmen zuverlässige Serviceangebote zu gewährleisten“, betonte Sachsen-Anhalts CIO. Zentraler Hebel für die erforderlichen Prozesse sei das Online-Zugangsgesetz. „Hier können wir mit klugen Investitionen aus dem Corona-Sondervermögen deutliche Effekte erzielen“, unterstrich Schlömer.
Der Landtagsabgeordnete Sven Czekalla unterstrich dies und fuhr fort: „Die Digitalisierung der kommunalen Verwaltungen ist eine große Chance und muss zügig flächendeckend angegangen werden. Nur so werden vor allem die kleinen Kommunen Herausforderungen wie den Fachkräftemangel meistern können.“
Dass auch die Wissenschaft einen wichtigen Beitrag zum Gelingen dieses Prozesses leistet, zeigte der Beitrag von Prof. Dr. Markus Krabbes, Rektor der Hochschule Merseburg. „Digitalisierung führt nicht nur zu einem Wandel der Arbeitswelt sowie zur Veränderung aller
Formen, in der wir in unserer Gesellschaft durch Informationen miteinander in Beziehung stehen. Gleichermaßen formt sie eigene neue Wissensdisziplinen, und sie hat Einfluss auf die wissenschaftlichen Arbeitsmethoden aller Bereiche von Lehre und Forschung. Durch unseren Forschungsschwerpunkt „Digitaler Wandel“ bündeln wir strategisch unsere gesamte Forschungstätigkeit rund um digitale Technologien. Damit wollen wir die Sichtbarkeit dieser Aktivitäten erhöhen und zielen zugleich auf die Entwicklung der Region im täglichen Leben sowie in der Wirtschaft ab.
Für unsere Strategie ist es ein unschätzbarer Gewinn, dass die Merseburger Digitaltage auf dem Campus der Hochschule Merseburg stattfinden. Diese Veranstaltung bündelt digitale Themenschwerpunkte, um das Zukunftsthema Digitalisierung in seiner Bandbreite voranzubringen. Die große Resonanz der Veranstaltung beweist eindrucksvoll, dass die gemeinsame Arbeit an zukunftsfesten ‘digitalen‘ Wegen für die Region allen Beteiligten ein Herzensanliegen ist und mit dem Know-how aller Beteiligten gelingen wird“, so Prof. Krabbes.
Der Oberbürgermeister der gastgebenden Stadt Merseburg, Sebastian Müller-Bahr, betonte in seinem Grußwort den hohen Stellenwert der Digitalisierung im Lebensumfeld der Menschen und führte aus: „Die Digitalisierung unseres Lebens- und Arbeitsumfeldes ist nicht irgendein Zukunftsprojekt, welches es nun in Schritten zu planen und zu fördern gilt. Es ist bereits heute Bestandteil der Gesellschaft, des täglichen Lebens und Herausforderung der Wirtschaft. Unser Ziel muss es daher sein, Schranken abzubauen und damit das Thema Barrierefreiheit völlig neu, nämlich auch auf den digitalen Sektor, zu definieren.“
„Die Merseburger Digitaltage sind für uns ein Spiegelbild der fachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Digitalisierung in der Region. Mit dieser Vernetzungsveranstaltung und unserer Arbeit nehmen wir eine Vorreiterrolle im Land Sachsen-Anhalt ein“, fasst Kathrin Schaper-Thoma, Geschäftsführerin des MITZ und Mitorganisatorin der Merseburger Digitaltage, die Bedeutung der Veranstaltung zusammen.
Sirko Scheffler, Geschäftsführer der Merseburger IT-Firma brain-SCC GmbH und Mitorganisator ergänzt: „Die vielen positiven Rückmeldungen, die uns von Teilnehmenden erreicht haben, zeigen deutlich, dass wir einen wichtigen Beitrag zur digitalen Teilhabe leisten. Wir als brain-SCC GmbH selbst, sind ein aktiver Teil dieses Prozesses und freuen uns, mit unseren hauseigenen Lösungen, z.B. mit der Integration eines innovativen Vorgangsraums in ein klassisches Serviceportal, einen bundesweit wirksamen Beitrag zur Umsetzung des OZG leisten zu können“. Mit der Technologie von brain-SCC wird nach dem „EfA“-Prinzip, derzeit unter Führung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, bundesweit die OZG-Leistung „Digitale Baugenehmigung“ ausgerollt.
Ein wichtiges Ergebnis der Veranstaltung wird die Veröffentlichung der „Merseburger Erklärung 2022: „Mehr Schubkraft für die Digitalisierung“ sein. Die versammelten Experten sollten ihre Konzepte und Lösungen vorstellen und umsetzen, damit eine Wirkung entsteht. Mit den Merseburger Digitaltagen 2022 werden Forderungen verbunden, die die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und dem Land Sachsen-Anhalt verbessern sollen. Ein nachhaltiges Vorgehen ist künftig bei allen Modernisierungsaktivitäten im öffentlichen Sektor von entscheidender Bedeutung. Dazu müssen Bund und Land die Städte, Kreise und Gemeinden in die Lage versetzen, die (neuen) Aufgaben auch bewältigen zu können. Dringend notwendig sind ein Kompetenzaufbau und eine auskömmliche Finanzausstattung der Kommunen. Das Land Sachsen-Anhalt sieht sich – das wurde im Rahmen der Veranstaltung deutlich – hier in der Verantwortung gegenüber den Kommunen und wird diese künftig weiter unterstützen.
Digitalisierung ist dabei ein Querschnittsthema beim Zusammenspiel zwischen Kommunen und Land und stellt eine gemeinsame Klammer dar. Wie erfolgreich eine gute Zusammenarbeit zwischen Land und Kommunen im Bereich der Digitalisierung sein kann, zeigt in Sachsen-Anhalt exemplarisch das Beispiel des Förderprogramms des Landes „Demografie – Wandel gestalten“. Mit diesem Programm können Digitalisierungsprojekte auf kommunaler Ebene bezuschusst werden. Beispielsweise hat die Gemeinde Petersberg auf diese Weise einen Großteil Ihrer Verwaltungsleistungen in einem Serviceportal gebündelt, um die Potenziale der Digitalisierung effizient nutzen und im interkommunalen Dialog Lösungen vorantreiben zu können, die auch von anderen Gemeinden einfach und mit geringem Aufwand nachgenutzt werden.