Julian studiert Informationsdesign und Medienmanagement an der Hochschule Merseburg. Im Interview erzählt er, warum er in Teilzeit studiert, wie ein Teilzeitstudium abläuft und gibt Auskunft über seinen Gemütszustand.
Zuallererst: Wie geht es dir?
Ich bin ziemlich müde, zu spät ins Bett gegangen und heute wieder früh raus fürs Studium.
Dein Gemütszustand interessiert mich natürlich vor allem im Bezug auf die Corona-Pandemie. Du hast ja wahrscheinlich gerade viel Online-Lehre …?
Das ist eigentlich recht angenehm, weil ich so nicht jeden Tag eine Stunde nach Merseburg pendeln muss – und wieder zurück. Schon praktisch, aber dadurch geht natürlich auch viel vom Unileben verloren. Man hat kaum Kontakt zu seinen Kommiliton*innen, außer vielleicht in Gruppenchats. Da baut sich auch nichts wirklich auf. Vereinzelt treffe ich mich aber mit ein paar wenigen Kommilitonen.
Was studierst du denn eigentlich?
Im Wintersemester 2020/21 habe ich den Bachelorstudiengang Technisches Informationsdesign abgeschlossen. Als ich mich eingeschrieben habe, hieß der aber noch Technische Redaktion und E-Learning-Systeme. Im selben Semester konnte ich mit dem Master Informationsdesign und Medienmanagement beginnen.
Wie bist du auf die Hochschule Merseburg gestoßen?
Ich komme ursprünglich aus einer sehr ländlichen Gegend im Allgäu, also Bayern. Für Partys zum Beispiel musste ich sehr weit fahren. Ich wollte raus, weg von zu Hause, in eine größere Stadt und etwas Neues kennenlernen.
Da kam es mir gelegen, dass gerade eine Freundin in Halle ein WG-Zimmer frei hatte. So musste ich nicht ganz allein in die Fremde und habe mich einfach umgesehen, was es in der Nähe so gibt. An der Martin-Luther-Universität bin ich nicht fündig geworden, auch wenn ich gerne direkt in Halle studiert hätte. Besser gepasst hat für mich aber der Bachelorstudiengang Technisches Informationsdesign.
Warum hast du dich anschließend für diesen Master entschieden?
Zum einen möchte ich mich in der E-Learning- und Serious-Games-Branche weiter umsehen und einen besseren Einblick bekommen. Das Thema wurde im Bachelor eher karg behandelt. Im Master wird es aber vertieft mit Seminaren wie Workflows oder Lernpsychologie. Zum anderen macht mir das Studieren an sich und das Studentenleben echt Spaß.
Dazu kommt, dass ich auf dem Arbeitsmarkt gerade durch die Krise noch nichts gefunden habe – dieses Argument hat auch meine Eltern überzeugt. Deshalb studiere ich in Teilzeit, um nebenbei etwas dazu zu verdienen und meine Kosten abzudecken.
Du studierst in Teilzeit? Was kann ich mir darunter vorstellen? Wie läuft so ein Teilzeitstudium ab?
Letztendlich belege ich nur ca. dreiviertel der Studienfächer eines Semesters, im darauffolgenden Semester genauso. Im nächsten Studienjahr, also nach jeweils einem Winter- und einem Sommersemester, wähle ich dann die Fächer aus, die ich im 1. Semester weggelassen habe und so weiter.
So dauert das Studium zwar zwei Semester länger, dafür habe ich aber auch mehr Freizeit. Also Klartext: Ich studiere aktiv 3 Tage die Woche und die anderen beiden halte ich mir zum Beispiel für die Arbeit frei, um mir mein Studentenleben zu finanzieren.
Im Bachelorstudiengang hast du in der Richtung doch auch schon ein Praktikum gemacht, oder?
Nicht direkt. In dem Filmkollektiv, bei dem ich gearbeitet habe, ging es darum, eine Serie zu produzieren, die Jugendliche und Kinder wieder mehr für das Erlernen eines Musikinstruments begeistert. Zu dieser Serie habe ich dann eine Website gestaltet, die noch weitere Informationen beinhaltet.
Hat dich das Praktikum denn weitergebracht, was deinen Berufswunsch angeht?
Ich habe mich auf jeden Fall mehr mit dem Thema Serious Games auseinandersetzen können und ein paar lose Kontakte geknüpft. Konkret weiß ich aber noch nicht, wo es hingeht. Bei dem Filmkollektiv könnte ich zwar weiter arbeiten, aber das ist nicht unbedingt das, was ich machen möchte.
Was ist das Besondere an der Hochschule Merseburg bzw. was hat dich überrascht?
Ich habe zwar nicht wirklich einen Vergleich zu anderen Hochschulen, aber das Angebot an der HoMe hat mich tatsächlich überrascht. Dieses Semester habe ich erstmals die Fotowerkstatt kennengelernt. Vor allem die Ausstattung, wie die Eye-Tracking-Systeme, oder die zahlreichen AGs und Sportangebote zeugen von einer recht modernen Hochschule. Außerdem ist der Campus echt riesig.
Was war das Spannendste, was du bisher während deines Studiums erlebt hast?
Ich fasse das mal als die Frage nach dem Interessantesten auf: In einem Seminar von Herrn Zeugner war ich überrascht zu hören, dass die Spielbranche mittlerweile mehr Geld verdient als die Filmindustrie und das schon seit vielen, vielen Jahren.
Dann ist ja klar, warum du beruflich in diese Richtung gehen willst …?
Naja, nicht unbedingt fürs Geld. Letztendlich arbeitet man ein Drittel seines Lebens, also wäre es schön, etwas zu tun, was auch Spaß macht.
Was machst du in der gegenwärtigen Pandemie-Situation? Wie vertreibst du dir die Zeit?
Ich war schon immer ein bisschen dem Zocken zugeneigt, also ein bisschen sehr. Mit Spielen kann man sich super die Zeit vertreiben. Schade ist nur, dass man sich zurzeit nicht persönlich dafür treffen kann. Ich spiele also hauptsächlich online. Im realen Leben treffe ich mich sonst für Spieleabende, zum Beispiel für Siedler von Katan. Das ist online eher schwierig zu realisieren, aber zumindest meine Pen’n‘Paper-Runden kann ich auch am Rechner mit meinen Freunden bestreiten. Draußen bin ich aber genauso gerne, spiele Fußball oder gehe schwimmen im Sommer. Normalerweise gemeinsam mit Freunden.
Ok, dann die letzte Frage: Bitte ergänze folgenden Satz. Ein Studium ist für mich ...
Also die ehrliche Antwort wäre: Ein Studium ist die Zeit, in der ich noch nicht weiß, als was ich arbeiten will. *lacht*
Und jetzt noch eine Antwort, die man abdrucken kann?
Klar! Ein Studium ist für mich die Zeit, in der man neue Erfahrungen sammeln kann und sich neues Wissen aneignet. Die Mehrdeutigkeit bringt es auf den Punkt: Neue Erfahrungen nicht nur durch das Lernen, sondern auch allgemein durch das Studentenleben machen, zum Beispiel tolle Leute und sich selbst besser kennenlernen. Es hat schon etwas Philosophisches, Student zu sein.