Richard Lemke ist seit dem 1. Januar 2024 Professor für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Hochschule Merseburg. Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaft, Psychologie, Physik und Wissenschaftsgeschichte in Hannover und Mainz war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, wo er auch mit einer Arbeit zu „Dynamiken sexueller Identität und Kommunikation“ promovierte. Zuletzt arbeitete er viereinhalb Jahre als Sozialwissenschaftler bei der Polizeiakademie Niedersachsen. Dabei lagen die Schwerpunkte seiner Arbeit vor allem auf den Themenkomplexen psychische Gesundheit und Diversity aber auch des gesellschaftlichen Wandels und der Arbeitskultur.
Forschungsschwerpunkte
In der Forschung widmete sich Richard Lemke bisher verschiedenen Fragestellungen aus den Themenfeldern Digitalisierung, sexuelle Identität und öffentliche Meinung. Mit dem Start an der Hochschule Merseburg beginnt sein Forschungsprojekt „Innovative Kommunikationsstrategien zur Intervention und Prävention bei Desinformationskampagnen“ das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Forschungsprogramms „Fake News erkennen, verstehen, bekämpfen“ als Projekt gefördert wird.
Einen besonderen Schwerpunkt seiner bisherigen Forschung stellt der Themenkomplex aus Medien und Sexualität dar, also Fragen der sexuellen Medieninhalte, -nutzungsweisen und -wirkungen (z.B. Pornografie und digitale sexuelle Interaktionen). „Eine Querschnittsprofessur zu Methoden der empirischen Sozialforschung an einem Fachbereich, der sowohl medienwissenschaftliche als auch sexualwissenschaftliche Inhalte vermittelt, gibt mir die einmalige Möglichkeit, mich diesem Forschungsfeld wieder breiter zu widmen und es insbesondere auch in die Lehre einfließen zu lassen. Darauf freue ich mich am meisten“, erläutert Prof. Richard Lemke.
Die Studierenden möchte er dazu befähigen, in gesellschaftliche Debatten um soziale Fragen und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse eingreifen und Stellung beziehen zu können. „Wir leben in einer Zeit, in der einerseits eine zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit und -leugnung zu beobachten ist, andererseits Wissenschaft oft instrumentalisiert wird, um bestimmte aktivistische Positionen und Argumente zu immunisieren. Beides wird dem Charakter von Wissenschaft nicht gerecht. Das betrifft beispielsweise gesellschaftliche Themen, die gegenwärtig populistisch aufgeladen sind: die Legitimation von Sexarbeit, die Debatte um geschlechtergerechte Sprache, Transidentität bei Jugendlichen und das Sexualstrafrecht. Ich möchte auch anhand dieser Themen nachzeichnen, wo die Möglichkeiten und Grenzen der empirischen Sozialforschung liegen“, führt Lemke weiter aus.
Ohnehin freut er sich darauf, an einem der wenigen Orte zu arbeiten, an dem Sexualwissenschaft als Hochschuldisziplin gelehrt wird. „Ich habe neben der Promotion eine Weiterbildung in systemischer Paar- und Sexualtherapie abgeschlossen und bin seit 2019 im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Es freut mich sehr, wenn ich aus diesen Tätigkeiten weitere praktische Erfahrungen und aktuelle gesellschaftspolitische Diskurse in die Lehre und Forschung hier in Merseburg einbringen kann“, so Richard Lemke.
Privat spielt bei ihm Musik eine große Rolle. Schon zu Schulzeiten hat er gelernt, die Kirchenorgel zu spielen und zu lieben. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Sie begleitet ihn und hilft beim Abschalten und Nachdenken gleichermaßen.