Maximiliane Hädicke hat Ihre Promotion zum Thema "Die medizinische Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit Geschlechtsinkongruenz/ Geschlechtsdysphorie und das Problem der Diskriminierung im Gesundheitswesen" erfolgreich verteidigt.
Die studierte Soziologin und Medizinethikerin Maximiliane Hädicke forscht aktuell zu Themen wie Diskriminierung, Transgeschlechtlichkeit, Kinderrechten in der Medizin.
Im Juli hat sie ihre Promotion, die sie bei Prof. Dr. Claudia Wiesemann (Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin), Prof. Dr. Ina Hunger (Georg-August-Universität Göttingen, Institut für Sportwissenschaften) sowie Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß (Hochschule Merseburg, Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur) realisiert hat, erfolgreich verteidigt.
Inhalt
Inhaltlich hat sie sich damit beschäftigt, was Diskriminierung in der Medizin ausmacht. Sie untersucht dies an einem aktuell besonders kontrovers diskutierten Beispiel: der medizinischen Begleitung von Kindern und Jugendlichen, die sich mit einem anderen Geschlecht als dem identifizieren, das ihnen bei der Geburt aufgrund körperlicher Merkmale zugewiesen wurde (Geschlechtsinkongruenz/GI) und ggf. unter dieser Inkongruenz leiden (Geschlechtsdysphorie/GD).
- Beinhaltet die fürsorgliche Pflicht Erwachsener gegenüber Kindern – wie man gelegentlich hört – die pauschale Restriktion des Zugangs zu hormonellen Therapien für Minderjährige? Zu groß sei die Gefahr, dass die teils irreversiblen Eingriffe im Erwachsenalter bereut würden.
- Oder ist ein solches Vorgehen diskriminierend gegenüber trans Personen, wie manche Kritiker*innen zu bedenken geben?
- Verdienen die Jugendlichen mehr Respekt für ihre Behandlungswünsche?
Die Dissertation von Maximiliane Hädicke widmet sich der Unklarheit und Kontroversität des Diskriminierungsbegriffs und entwickelt einen empirisch-ethisch-informierten Vorschlag für eine Spezifizierung im Hinblick auf die Situation von Kindern und Jugendlichen mit GI/GD im Gesundheitswesen.
Ergebnis
Im Ergebnis zeigt die Dissertation, dass sich Diskriminierung im Gesundheitswesen oft unabsichtlich ereignet und identifiziert, wann fürsorglich motiviertes Handeln in Diskriminierung gegenüber Kindern kippen kann, ohne dabei außer Acht zu lassen, dass Erwachsene Kindern in der Tat auch fürsorgliche Unterstützung bei medizinischen Behandlungsentscheidungen schuldig sein können. Mit ihrer Arbeit eröffnet Maximiliane Hädicke einen konstruktiven Ausweg aus einem vermeintlichen Dilemma. Sie zeigt zudem auf, wie Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen, welche die Minderjährigen professionell begleiten, einen Umgang mit moralischen Ambivalenzen finden können und spezifiziert, was es bedeutet im Kontext der medizinischen Versorgung Minderjähriger mit GI/GD diskriminierungssensibel zu handeln.
Mit dieser praktisch unmittelbar relevanten Arbeit leistet Maximiliane Hädicke zudem Pionierarbeit, denn sie beginnt eine Forschungslücke (Konkretisierung der Norm der Nicht-Diskriminierung in medizinischer Behandlungssituationen) zu schließen.
Wir gratulieren ganz herzlich zur erfolgreichen Disputation und freuen uns, dass wir diese wichtige Forschungsarbeit begleiten durften!