Sechs Fragen an Frau Annika Spahn zu ihrer erfolgreich beendeten kooperativen Promotion

05.01.2024, Forschung Promovieren Andere Forschungsaktivitäten Forschungsprojekte Kooperative Promotionen Graduierungsarbeit

Liebe Frau Spahn, ich gratuliere zur gelungenen Dissertation und bin neugierig auf Ihr Thema und ihren wissenschaftlichen Werdegang.
Zunächst interessiert mich natürlich das Thema Ihrer Doktorarbeit.

Vielen Dank dafür. Mein Thema lautet: Heteronormativität in Wissensproduktion, Lehre und Behandlungspraxis der Medizin.

In welchem Zeitraum haben Sie sich damit befasst?
Die Bearbeitung umfasste den Zeitraum April 2017 bis Dezember 2023.

Von wem wurden Sie betreut? 
Meine Erstbetreuung haben Prof. Dr. Nina Degele von der Universität Freiburg und Prof. em. Dr. Andrea Maihofer von der Universität Basel übernommen. Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß von der Hochschule Merseburg hat meine Zweitbetreuung übernommen.

Was haben Sie studiert und warum haben Sie die Hochschule Merseburg für die kooperative Promotion gewählt?
Ich habe an der Universität Freiburg im B.A. Europäische Ethnologie und Islamwissenschaften und im M.A. Geschlechterforschung studiert. Meine Dissertation habe ich in Soziologie und Gender Studies - im Rahmen einer Cotutelle de thèse - zwischen den Universitäten Basel und Freiburg geschrieben. Zum Ende meiner Dissertation ist meine eigentliche Zweitbetreuung abgesprungen und da ich Herrn Professor Voß bereits kannte, habe ich ihn gebeten, spontan meine Zweitbetreuung zu übernehmen. Für seine Zusage bin ich dankbar.  

Welche Relevanz hat das Thema? Warum haben Sie sich gerade dafür entschieden?
Meine Arbeit setzt an folgender Problemstellung an: Wir wissen durch zahlreiche Studien, dass der gesundheitliche Zustand und die gesundheitliche Versorgung von queeren Menschen im Vergleich zur cisgeschlechtlichen und heterosexuellen Bevölkerung schlechter ist und dass queere Personen im Gesundheitssystem Marginalisierung erfahren. Wir wissen auch: Heteronormativität durchzieht die ganze Gesellschaft und damit auch das Gesundheitssystem. Allerdings ist bisher kaum erforscht, wie sich dies konkret in der Medizin zeigt, welche Formen Heteronormativität annimmt, wie sie sich reproduziert, welche Wirkungen sie hat und auf welchen Ebenen sie stattfindet.

Wir wissen auch zu wenig darüber, wie die Medizin mit dem Phänomen sexueller, romantischer und geschlechtlicher Vielfalt umgeht. Meine Arbeit untersucht dies in Bezug auf Deutschland und die Schweiz. Die Dissertation zielt darauf, eine kleinteilige und systematische Analyse von Heteronormativität am Beispiel der Medizin vorzunehmen, das Konzept Heteronormativität empiriebasiert zu schärfen sowie die Erscheinungs-, Wirkungs- und Reproduktionsformen von Heteronormativität und damit die Marginalisierung von queeren Personen darzustellen.

Wie sehen Ihre beruflichen Pläne aus?
Ich arbeite nun als Geschäftsführung für das Queer Lexikon (www.queer-lexikon.net) und lehre im Sommersemester 2024 an der Universität Freiburg.

Vielen Dank für das Interview! Im Namen der Hochschule Merseburg wünsche ich Ihnen beruflich und persönlich alles Gute!
Vielen Dank!

Das Interview führte Franziska Müller in Zusammenarbeit mit Herrn Christian Franke.
 

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