Wissen schafft Zukunft: Perspektiven in Zeiten des Klimawandels

19.06.2024, Klimaschutz Social Wall Zentraler Beitrag

Klimastreifen und Zukunftswand sollen wissenschaftliche Lösungsansätze und Diskurse sichtbar machen und zum Mitmachen anregen

Im Sommersemester 2023 wurde das Pilotprojekt Game Changer an der Hochschule Merseburg durchgeführt, mit dem Ziel, Nachhaltigkeitsthemen insbesondere aus Perspektive der Studierenden stärker sichtbar zu machen. Im Zuge des Projekts entstand eine großformatige Wandgestaltung im Hauptgebäude neben der Cafébar: die Klimastreifen von Sachsen-Anhalt. Im Sommersemester 2024 wurde die Wandgestaltung um eine interaktive „Zukunftswand“ ergänzt, die zum Austausch über Fragen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit anregen soll.
  


Das Projekt „Game Changer“ bot sechs Studierenden aus den drei Fachbereichen die Möglichkeit, eigene Ideen zu Themen der Nachhaltigkeit an der Hochschule einzubringen. Die Wandgestaltung mit dem Motiv der Klimastreifen von Sachsen-Anhalt ging insbesondere auf die Initiative von Alice Machens und Julian Schüttauf, Studierende des Bachelorstudiengangs Green Engineering, zurück. Die sogenannten „Warming Stripes“ (Klimastreifen) sind ein Konzept zur Visualisierung der weltweiten Klimaveränderung, das bereits international und vielgestaltig zur Anwendung kommt. Die einfache, aber aussagekräftige Darstellung der weltweiten Temperaturveränderungen in Form eines Farbstreifendiagramms geht auf Professor Ed Hawkins zurück, einen Klimaforscher und Hochschullehrer für Klimawissenschaft an der University of Reading (UK).1


Klimastreifen zeigen Temperaturwandel in der Region

Von links nach rechts verlaufend zeigt die Grafik die Temperaturänderungen von 1881 bis heute, im Vergleich zum langjährigen Mittelwert der Zeitspanne 1971-2000, hier geografisch eingegrenzt auf das Bundesland Sachsen-Anhalt. Ein Farbstreifen entspricht dabei einem Jahr, je nach Temperaturabweichung2 entweder in einer Abstufung von Blau- oder Rottönen. Je wärmer das Jahr, desto intensiver die Rottöne, je kälter das Jahr, desto dunkler die Blautöne. Die niedrigste Abweichung vom langjährigen Mittel beträgt 1940 –2,5°C, der höchste Wert ist +2,0°C in den Jahren 2020 und 2023.3

Im Vergleich zu den Klimaschutzzielen der Weltgemeinschaft, der Europäischen Union und der Bundesregierung, die Klimaerwärmung auf möglichst +1,5°C zu begrenzen, liegt Sachsen-Anhalt bereits darüber. Der Klimawandel ist vor der eigenen Haustür angekommen und hat bereits jetzt weitreichende Auswirkungen auf unsere Umwelt, Gesundheit und Lebensweise, Einfluss auf das Wetter, auf die Verfügbarkeit von Wasserressourcen und die Artenvielfalt – es besteht akuter Handlungsbedarf.


Wissen schafft Zukunft

Die Warming Stripes können auf kreative und intuitive Art und Weise auf den Klimawandel und dessen Folgen in unserer Region aufmerksam machen. Aber was kann konkret getan werden? Antworten darauf kann beispielweise die „Zukunftswand“ in Form einer interaktiven Beteiligungswand geben, die zum niedrigschwelligen interdisziplinären Austausch und zur Partizipationder Hochschulangehörigen beitragen soll. Hier können persönliche Wünsche und Sorgen zum Themaebenso einen Platz finden wie Wissenswertes rund um Nachhaltigkeitsthemen an der Hochschule Merseburg oder Anregungen für das eigene Denken und Handeln. Bestückt wurde die Wand mit variablen Elementen, die vielfältig und spielerisch verwendet werden können. Zur Information wurde hier auch die Energie- und Treibhausgasbilanz der Hochschule angebracht, die im Zuge des Klimaschutzmanagements alle drei Jahre aktualisiert werden soll. Die Inhalte können als Inspiration dienen, die Hochschule und die Zukunft in der Region aktiv mitzugestalten.


Nachhaltigkeit als interdisziplinäres Querschnittsthema

Nachhaltigkeit ist, neben Digitalisierung, zentrales Querschnittsthema und Forschungsschwerpunkt an der Hochschule Merseburg und eng verbunden mit dem Strukturwandel in der Region. Auch die Hochschule selbst muss sich den Herausforderungen der Transformation stellen und sich fragen: Wie können wir Nachhaltigkeit in Zukunft leben, was benötigen wir dafür und wie können wir Ideale und Ziele umsetzen, um die Hochschule widerstandsfähig, anpassungsfähig und innovativ zu gestalten?

Diese Fragen klangen auch bei der Einweihung der "Zukunftswand" mit an, die im Rahmen einer Aktionswoche für die "Wehrhafte Demokratie" am 6. Juni stattfand. In seiner Einführung betonte Rektor Prof. Krabbes die Notwendigkeit, globale und lokale Themen zusammenzudenken und vom Denken ins konkrete Handeln zu kommen. Neben der Wissenschaftsfreiheit seien die demokratische Ordnung sowie Partizipation wichtige Grundlagen zur Lösungsfindung und Mitgestaltung der Veränderungsprozesse. In ihrer anschließenden Keynote zu "Klimatisierung und Deklimatisierung" verfolgte Dr. Katja Müller (Heisenberg Fellow Energie & Digitalisierung) diesen Ansatz weiter und beleuchtete den komplexen Zusammenhang politischer, wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Faktoren am Beispiel der ehemaligen Braunkohleregion im Burgenlandkreis. Zum Abschluss wurden in einem kurzen Beteiligungsformat erste Ideen und Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit an der Hochschule Merseburg und zum Klimawandel von den Teilnehmenden zusammengetragen und an der Zukunftswand angebracht. Hier können sich nun alle Hochschulangehörigen oder Gäste weiterhin einbringen und miteinander austauschen.

 

Weitere Informationen:

www.hs-merseburg.de/klimastreifen

 

Das Projekt "Game Changer" sowie die Umsetzung der Wandgestaltung mit Klimastreifen und Zukunftswand wurde in Kooperation von Klimaschutzmanagerin Greta Jäckel und Projektmitarbeiterin für Kommunikation und Hochschulkultur Laura Bierau geleitet.

 

1 Graphics and lead scientist: Ed Hawkins, National Centre for Atmospheric Science, University of Reading., National Centre for Atmospheric Science, UoR. Creative Commons License; Data: Berkeley Earth, NOAA, UK Met Office, MeteoSwiss, DWD, SMHI, UoR & ZAMG. www.showyourstripes.info

2 Quelle: UBA, 2021

3 Der langjährige Mittelwert ist in der Klimatologie ein Indikator, um den Einfluss der natürlichen Variabilität aus der statistischen Betrachtung des Klimas zu minimieren. Hierbei werden ein Jahresmittelwert mit dem langjährigen Mittelwert über 30 Jahre in Relation gesetzt und dazu genutzt den aktuellen Witterungszustand sowohl zum gegenwärtigen Klimazustand, als auch zur langfristigen Entwicklung des Klimas in der Region zu evaluieren. Quelle DWD

  

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