Jüdisches Leben in Merseburg – Eine Spurensuche
Der früheste erhaltene schriftliche Nachweis zur Existenz von Jüdinnen und Juden nördlich der Alpen - ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin - stammt aus dem Jahre 321. Aus diesem Anlass wird 2021 bundesweit das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ausgerichtet.
Studierende des Masterstudiengangs „Angewandte Medien- und Kulturwissenschaften“ der Hochschule Merseburg begaben sich daraufhin im Rahmen ihres künstlerischen Projekts unter der Leitung von Frank Venske auf die Suche nach aktuellen Ausprägungen und Facetten jüdischen Lebens in Merseburg und in Mitteldeutschland.
Angeregt wurde die Auseinandersetzung mit dieser zeitgeschichtlichen Fragestellung durch Dr. Björn Schmalz vom Landesarchiv Sachsen-Anhalt. Gemeinsam mit ihm begannen auch die Recherchearbeit im Archiv und die Entwicklung erster Ideen im Herbst 2020. Von dort ausgehend wurden weitere in Merseburg ansässige Institutionen wie das Stadtarchiv, das Kulturamt und ehrenamtlich engagierte Personen aus diversen Vereinen und Bündnissen der Stadt Merseburg zur Beratung und Kooperation eingebunden.
Im Rahmen des Projektes sind drei umfangreiche Arbeiten, die das jüdische Leben in Merseburg sowie Judenfeindschaft und Verschwörungsmythen im Zeitverlauf thematisieren, entstanden.
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HEIMSUCHUNG
Judenfeindschaft und Verschwörungsmythen im Mittelalter und der Moderne
Ein Hörstück von Sasha Becker, Sarah Chantal Keller, David Leutkart und Stefanie Wolf
Das Hörstück thematisiert die Zusammenhänge von Verschwörungsmythen mit Antijudaismus und Antisemitismus. Der Fokus liegt dabei auf der Pestwelle von ca. 1347-1351, dem sogenannten „Schwarzen Tod”, und den damit verbundenen Verschwörungserzählungen. Die Schuld für den Ausbruch der Pest wurde jüdischen „Brunnenvergiftern“ zugeschrieben. So brachen in ganz Deutschland Pogrome aus, bei denen jüdische Gemeinden vertrieben, Jüdinnen und Juden gefoltert und getötet wurden. Die Stigmatisierung jüdischer Menschen als „Brunnenvergifter“ prägte und beeinflusste politische Entscheidungen und die gesellschaftliche Stellung jüdischer Gemeinschaften ortsunabhängig und weit über die Zeit der Pest hinaus. Mit Blick auf die Corona-Pandemie und damit verbundene Verschwörungsideologien zeigt sich, dass auch diese oft antisemitisch geprägt sind. Diese Ideologien tragen zur Normalisierung von Antisemitismus bei und stellen eine Gefahr für Jüdinnen und Juden dar.
Sprecher*innen:
Sasha Becker, Sarah Chantal Keller, David Leutkart, Stefanie Wolf, Antonia Buß, Cornelia Keller, Pia Laurene Keller, Joshua Tomes Köhler, Andreas Leutkart, Dieter Wolf
Sounddesign, Arrangements und Schnitt:
David Leutkart
Musik:
David Leutkart (Elektronik), Felix Mayer (Posaune)
Aufnahme von der Querdenken-Demo am 7.11.2020 in Leipzig: Julian Röper, Radio Dreyeckland Freiburg
JÜDISCHES LEBEN IN MERSEBURG – STOLPERSTEIN-AUDIOWALK
1. Intro
1.-2. Bedeutung und Geschichte
2. Goldstein
2.-3. Verlegung Stolpersteine
3. Volkmer
3.-4. Finanzierung
4. Wassermeyer
4.-5. Verlegung - Zeremonie Stolpersteine
5. Seemann
5.-6. Reinigung Stolpersteine
6. Synagoge
6.-7. Ehemalige Synagoge
7. Pakulla
7.-8. Jüdisches Leben heute
8. Outro
Bonus
Kaufhäuser
Sixti-Ruine
Ein Audiowalk von Amélie Fromm, Anne-Sophie Rettel, Carolina Christ, Jasmin Röder, Konrad Kosse, Laura Streuber, Lilli Mai, Regina Rehbach
Zur Würdigung und Aufklärung über das jüdische Leben befassten wir uns innerhalb des Seminares eingehend mit der Aufarbeitung geschichtlicher Daten. Diese sollen in einem interaktiven Audiowalk durch das Stadtgebiet Merseburgs diverse Blickpunkte zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, bezogen auf das Judentum, beleuchten. Anwohner*innen und Gäste können an den historischen Plätzen, die durch Stolpersteine gekennzeichnet sind, kleine auditive Hörstücke erleben, welche Einblicke in die Geschichten um Personen und Orte ermöglichen.
Zwischen den insgesamt 8 Stationen informieren Susanne Göhricke und Jens Voigt aus Merseburg über die Hintergründe der in Merseburg gelebten Erinnerungskultur. Ein zusätzliches Faltblatt mit Karte zeigt die Wege zwischen den einzelnen Stationen auf.
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- Audiowalk auf Soundcloud
AUDIOPROJEKT „JÜDISCHES LEBEN“
Ein Audiofeature von Sarah Biering, Helena Heimbürge, Luise Hopfmann, Elisa Hoth, Mariia Klochkova, Lara Kuom, Alice Leblanc und Nina Töbermann
Diese Produktion spiegelt unseren anfänglichen Wunsch wider, die Frage zu beantworten: Was bedeutet es, heute jüdisch zu sein, in Merseburg, aber auch darüber hinaus in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Deutschland? Aus Sorge um die Problematik der Frage: Wer spricht für wen, haben wir Interviews mit verschiedenen jüdischen Gesprächspartner*innen geführt, die über ihre tägliche Realität berichten. Das Projekt ist in sechs Teile gegliedert, in denen unsere Interviewpartner*innen über ihre Erfahrungen mit dem Jüdisch-sein sprechen: Das jüdische Leben, ihre eigene Person, die jüdische Religion, das kulturelle Leben, die Frage des Pluralismus und die Frage der Repräsentation.
Diese Produktion erhebt nicht den Anspruch, einen umfassenden Überblick über alle jüdischen Realitäten zu geben. Gerade das Format des Projekts und die damit verbundene Sichtbarkeit erlaubte es uns nicht, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die darauf bedacht waren, anonym zu bleiben oder sich gar nicht über ihr Judentum zu äußern.
Allerdings war das Projekt eine Gelegenheit, eine Reihe von Antworten zu sammeln, um unsere Ausgangsfrage zu beantworten: Was bedeutet es, heutzutage jüdisch zu sein?
Bei Interesse am Beitrag Audioprojekt "Jüdisches Leben" nehmen Sie bitte Kontakt zu Frank Venske auf.
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