Tagungen
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Das gute Leben – nach der Pandemie
Die Corona-Pandemie hat uns alle betroffen. Sie hat uns individuell vor Augen geführt, wie zerbrechlich unsere Gesundheit, Lebensentwürfe und unser Leben insgesamt sind. Es waren nicht mehr einzelne „Schicksalsereignisse“, sondern wir mussten lernen, nahe Menschen zu betrauern – und sie in ihrem Leiden und im schlimmsten Fall Sterben nicht einmal begleiten zu können. Zugleich kamen uns intensive und auch intime Kontakte abhanden, weil Festgesellschaften und Clubnächte eingeschränkt werden sollten, weil Schulen und weitere Institutionen geschlossen waren, kulturelle Veranstaltungen nicht stattfanden – aus Sorge und zum Schutz vor Corona.
Doch die Corona-Pandemie hat uns auch zusammengeführt: Die Erfahrung, sich in größerem Maß bedroht und verletzlich zu fühlen sowie Sorge um nahe Angehörige zu haben, teilten wir alle miteinander: Ältere und Jüngere, queere und straighte Leute, Leute mit und ohne Migrationshintergrund.
In einer Folge von Veranstaltungen setzen wir uns mit dem Leben nach der Pandemie auseinander: Welche Spuren, welche Verletzlichkeiten, welche Sensibilitäten bleiben? Was können wir für das Zusammenleben miteinander lernen? Was können wir von marginalisierten Gruppen lernen – etwa den Stigmatisierungen und der Gewalt, der HIV-Positive und insgesamt Schwule im Zusammenhang mit Aids, ausgesetzt waren?
Veranstaltungstermine
Psychische und soziale Auswirkungen der Corona-Pandemie
Montag, 14. März 2022, 18:00-19:30 Uhr | >> hier entlang zum Nachsehen in der Mediathek des Offenen Kanal Merseburg-Querfurt e.V.
Seit der Pandemie mehren sich die Befunde, die einen massiven negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien aufzeigen. Damit einher verstärken sich auch die Probleme im gesundheitsbezogenen Versorgungssystem. Daraus ergibt sich für Psychotherapeut*innen die Notwendigkeit, die speziellen und neu entstandenen Bedarfe im Bereich der psychotherapeutischen Behandlung neu zu bewerten. Dies erfordert den Mut, neue Wege zu gehen und innovative Ideen zu entwickeln. Die Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer (OPK) ist diesen Weg gegangen und hat in Zusammenarbeit mit vielen Kolleginnen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie das „Strategiepapier zur Bewältigung der psychischen Folgen der Pandemie für Kinder, Jugendliche und Familien“ erarbeitet. Dieses Papier beinhaltet Vorschläge, die der Politik und den Krankenkassen zeitnah Möglichkeiten aufzeigen, die psychotherapeutische Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Familien zu verbessern.
Dr. Sabine Ahrens-Eipper, Vorstandsmitglied der OPK und niedergelassene Psychotherapeutin in Halle, erläutert die aktuellen Herausforderungen und stellt das Strategiepapier vor. Im Gespräch mit Professor Dr. Heinz-Jürgen Voß von der Hochschule Merseburg gehen wir dann ins Gespräch.
Post/pandemisches Leben – neue Formen der Ethik und sozialer Gerechtigkeit nach der Pandemie
Freitag, 22. April 2022, 18:00-19:30 Uhr | >> hier entlang zum Nachsehen in der Mediathek des Offenen Kanal Merseburg-Querfurt e.V.
Im Gespräch sind Dr. Yener Bayramoğlu und Prof. Dr. María do Mar Castro Varela. Sie ordnen in ihrem glänzenden Buch „Post/pandemisches Leben“ die Konsequenzen der Corona-Pandemie ein und schlagen vor, die Pandemie auch als Chance für neue ethische Überlegungen zu begreifen. Schwachstellen – etwa die grundlegende Unterfinanzierung des Gesundheitssystems – seien durch die Pandemie erschreckend deutlich zutage getreten. Gleichzeitig seien wir sensibler geworden, die Zerbrechlichkeit unserer Gesundheit und Lebensentwürfe wahrzunehmen – und uns auch gegenseitig zu unterstützen. Was sich aus der besseren Wahrnehmung für die „Fragilität“ der Gesellschaft und unserer Leben für die Gestaltung der Gesellschaft, für die Solidarität untereinander gewinnen lässt – diskutieren die Autor*innen gern mit Ihnen und euch, moderiert von Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß von der Hochschule Merseburg.
„Queere Gespenster“ – Erinnerungen an gefahrvolle und schamhafte Momente und Ableitungen für das (gute) Leben nach der Pandemie
Dienstag, 21. Juni 2022, 18:00-19:30 Uhr | >> hier entlang zum Nachsehen in der Mediathek des Offenen Kanal Merseburg-Querfurt e.V.
„Gespenster“ sind Menschen und Ereignisse der Vergangenheit, die trotz ihrer aktuellen Nicht-Existenz, die Gegenwart und Zukunft prägen. In Bezug auf schwule und queere Communities ist ein solches „Gespenst“ HIV/Aids in den 1980er und 90er Jahren. Hier entstanden Verletzungen – aus denen sich für den Umgang mit aktuellen Verletzungen durch die Corona-Pandemie lernen lässt. Gemeinsam mit Prof. Dr. Zülfukar Çetin, Dr. Yener Bayramoğlu, Dieter Telge aka Edith Anstand (angefragt) und Dr. Karsten Schubert (angefragt) blicken wir auf die Erfahrungen spezifisch mehrheitsdeutscher und türkisch-migrantischer schwuler und queere Communities und diskutieren allgemeine Ableitungen.
Anmeldung und Kontakt
Kooperation
„Das gute Leben – nach der Pandemie“ findet in Kooperation von Hochschule Merseburg (Lehrstuhl: Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß), Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt und Offenem Kanal Merseburg-Querfurt e.V. statt.
Lektüre, die die Reihe begleitet:
- Yener Bayramoğlu & María do Mar Castro Varela: Post/pandemisches Leben – eine neue Theorie der Fragilität. Infos: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5938-2/post/pandemisches-leben/ .
- Zülfukar Çetin & Peter-Paul Bänziger (Hg.): Aids und HIV in der Türkei – Geschichten und Perspektiven einer emanzipatorischen Gesundheitspolitik. Infos und kostenfreier Volltext: https://www.psychosozial-verlag.de/7457 . (Darin u.a. das Essay von Yener Bayramoğlu: M. – Das Gespenst einer Aids-Dystopie.)